Coming out :: The Beginners
von Mike Mills, USA 2010
mit Ewan McGregor, Christopher Plummer, Mélanie Laurent
Herzzerreißend und genial: Mike Mills lässt uns über sein persönliches Tagebuch lachen.
Es gibt Leute, die kennen Mike Mills als Songtitel von Air. Andere schätzen seine Coverentwürfe für Sonic Youth und die Beastie Boys oder seine Videoclips für Yoko Ono. Wieder andere verwechseln ihn mit dem Bassisten von R.E.M. Merken sollte man sich, dass Mike Mills zu den innovativsten Kreativkünstlern der Gegenwart zählt und mit seinem Regiedebüt Thumbsucker vor sechs Jahren erstmals als Filmemacher auf sich aufmerksam gemacht hat. Mike Mills, das ist aber auch ein Grafikdesigner, der Anfang dreißig war, als seine Mutter starb und sein 75-jähriger Vater dem Sohn offenbarte, dass er schwul ist. The Beginners ist ein Film über einen Grafikdesigner namens Oliver, der Anfang dreißig ist, als seine Mutter stirbt und sein 75-jähriger Vater dem Sohn gesteht, dass er schwul ist. Man könnte es auch einen autobiografischen Film nennen. Es ist ein Liebesbrief an den Vater und die Mutter – und ein Liebesbrief an das Leben, die Liebe, die Trauer, all die schweren Sachen, die man gerne verdrängen will, wenn man ins Kino geht, und die doch definieren, wer wir sind und warum. Es ist aber auch eine ganz persönliche Standortbeschreibung einer Generation, die sich den Luxus erlauben kann, ihrer Melancholie hinterherzuhängen und das Erwachsenwerden bis zum Gehtnichtmehr hinauszuzögern. Die Geschichte von zwei „Anfängern“ wird erzählt: die des Vaters, der nach dem Coming-out erstmals so richtig das Leben entdeckt, und zeitlich versetzt die des Sohnes, der nach dem Tod des Vaters fünf Jahre später lernen muss, Fuß zu fassen in einem Leben, das ihm immer fremd geblieben war. Bisweilen ist der Film so privat und intim, dass man als Zuschauer peinlich berührt ist, als würde man in der persönlichen Krabbelkiste des Regisseurs wühlen. Wäre The Beginners ein Buch, dann hätte es Dave Eggers gerne geschrieben. Aber die Bilder bewegen sich, und mit ihnen der wunderbare Christopher Plummer in der mutigsten Performance seiner 60-jährigen Karriere: Nichts würde man sich sehnlicher wünschen, als dass man zu dem eigenen Vater eine solche Beziehung hat wie Plummer zu seinem Filmsohn Ewan McGregor. Start: 9. Juni
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