John Lennon :: Working Class Hero: The Best Of John Lennon/ The Definitive Lennon
Weihnachten naht – und alle Jahre wieder beehrt uns Lennon-Witwe Yoko Ono mit einer exklusiven Überraschung aus dem schier unerschöpflichen Fundus ihres 1980 ermordeten Gatten. Und wenn im Archiv auch überhaupt keine Raritäten mehr aufzufinden sind, gibt sich die japanische Avantgarde-Happening-Spezialistin erfinderisch, legt einfach mal flugs eine Greatest-Hits-Kollektion in gleich zweifacher Edition und schön plakativ betitelt vor: Working Class Hero gibts für den Hartz-IV-Empfänger als Einzel-CD The Best Of John Lennon, und für Betuchtere in Form der luxuriösen Doppelausgabe The Definitive Lennon. Im Tracklisting freilich finden sich die üblichen, hinlänglich bekannten Verdächtigen – also alle Songs, die der Fan sowieso kennt und schon längst im Plattenschrank stehen hat. Chronologisch werden John Lennons musikalische Exkursionen und Eskapaden mit der Plastic Ono Band, als Solist und im Gespann mit der Angetrauten abgewickelt, wobei die künstlerische Qualität der ersten Phase zwischen 1969 bis 1972 den Vorzug gibt. Singleklassiker wie die anläßlich des Bed-Ins in Montreal aufgezeichnete Friedenshymne „Give Peace A Chance“, der harsche Heroinentzugssong „Cold Turkey“, der von Phil Spector im Wall-Of-Sound eingespielte Pop-Buddhismus „Instant Karma“, die Rock-Jazz-Agitation „Power To The People“ und die im Team mit der New Yorker Formation Elephant’s Memory entstandene Emanzipationsanleitung „Woman Is The Nigger Of The World“ wechseln im Reißverschlufiverfahren mit Auszügen aus den Alben Plastic Ono Band. Imagine und Some Time In New York City. Auch nach diesem Kreativhoch in den frühen 70er Jahren blieb der künstlerische Output John Lennons einigermaßen potent, wie weitere Beispiele der Ära von 1973 bis 1975 beweisen, obwohl der agitatorische Kampfgeist und die soziopolitische Poesie des Ex-Beatles unter CIA-Abhördossiers, Ärger mit der US-Einwanderungsbehörde, der vorübergehenden Trennung von „Mother Yoko“ und ein knapp zwei Jahre dauerndes, zwischen Hochprozentigem und kolumbianischem Marschierpulver schwelgendes Long Lost Weekend litten. Songs wie das versponnene „Mind Games“., das überirdische „#9 Dream“, die Fifties-Hommagen von Rock’n’Roll und die neben dem 80er-Jahre Comeback „Just Like Starling Over“ einzige US-Nummer-1 „Whatever Gets You Through The Night“ präsentieren einen stets passionierten Songwriter mit Verve. Störend wirken nicht die posthum als Lennon Unplugged zuhauf veröffentlichten, zum Teil besser im Giftschrank verbliebenen Heimdemos. Weitaus enervierender tönt die kraftlose Mittelmäßigkeit der nach fünfjähriger Einsiedelei im Dakota Building in New York betriebenen Midlife-Crisis-Bewältigung double fantasy und milk and honey, die einen mehr oder minder hormonell durch Testosteronentzug entmannten Lennon präsentieren. Gespannt darf spekuliert werden, was Weihnachten 2006 auf uns zurollt. Hoffentlich kommt keiner auf die Idee, die solistische Post-Beatles-Ära sämtlicher Mitglieder fein säuberlich nach Jahren gegliedert als Gruppenwerk zu kompilieren und als Long Lost Fab Four Treasures anzubieten.
www.legend-iohnlennon.com
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