The Rolling Stones – Rock And Roll Circus DVD
Zum verzögerten Veröffentlichungstermin des Meilensteins BEGGARS BANQUET im Dezember 1968 konzipierten die Stones unter der Regie von Michael Lindsey-Hogg ein fürs Fernsehen produziertes Showspektakel der Superlative – es sollte das letzte Konzert mit dem flamboyanten Bandgründer Brian Jones sein. Doch der als buntes Varietevergnügen angedachte ROCK AND ROLL CIRCUS mit befreundeten Acts wie Jethro Tüll, The Who, Taj Mahal, Marianne Faithfull. John Lennon und Yoko Ono gammelte nach Fertigstellung 27 Jahre im Archiv, geriet zum Mythos und fand erst 1995 in Form von VHS-Video und CD den Weg in die Regale. Der offizielle Grund für die lange Verbannung ist simpel: Jagger und Co. befanden sich laut eigener Aussage an beiden Aufzeichnungslagen angeblich nicht in Höchstform. Unsinn, denn nach Niveaugefälle tönen die sechs Titel, darunter „Jumpin‘ Jack Flash“, „No Expectations“. „Sympathy For The Devil“ und das erst ein Jahr später offiziell auf LET IT BLEED veröffentlichte „You Can’t Always Get What You Want“ definitiv nicht. Höchstens ein wenig zu bekifft, wie auch das Nonsens-Gebrabbel der britischen Pop-und Rock-Prominenz zwischen den Songs. Intern wurde indes stets gemunkelt, die Premiere verhindert hätten die grandiosen Auftritte von The Who mit ihrer Minioper „A Quick One [While He’s Awayl“ sowie der hammerharte „Yer Blues“ der Allstar-Formation The Dirty Mac – mit John Lennon, Eric Clapton, Mitch Mitchell und Keith Richards kongenial besetzt. Wir lernen also: Friede, Freude, Eierkuchen und Wir-sindalle-eine-grone-Familie reichten auch in den Swinging Sixties nur soweit, wie’s die eigene Karriere zuließ. Und die stand damals durch Drogenprozesse, Brian Jones‘ Abflug in andere Umlaufbahnen und immense Managementprobleme auf Messers Schneide. Die DVD-Ausgabe initiierte nun der ehemalige Stones-Manager Allen Klein. Erstmals liegt die unterhaltsame Chose im süperben 5.1 Dolby-Surround-Mix vor – und erstmals wird auch umfangreiches Bonus-Material gereicht. Dazu zählen die mit Anekdoten ausgeschmückten Kommentare von Regisseur Lindsey-Hogg, Mick Jagger, Keith Richard, Bill Wyman, lan Anderson ebenso wie ein überaus interessantes Interview mit Pete Townshend, ein bisher nicht gezeigter dritter Track der Dirty Mac, drei unveröffentlichte Mitschnitte des eigentlich wegen Visa-Problemen illegal auftretenden Blues-Apologeten Taj Mahal. Klassisches von Chopin mit Pianist Julius Katchen sowie ein „Sympathy For The Devil „-Videoclip im Remix von Fatboy Slim. Warum allerdings der faszinierende Auftritt der Stones abermals um die Frühwerke „Route 66“ und „Confessin‘ The Blues beschnitten wurde, wissen wohl nur die Rock-Gotter. Und Raffzahn Allen Klein.
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