Zweite Reihe, zweite Platte


Zumindest hierzulande gelten The Rakes und The Others immer noch als Mitläufer der neuen Brit-Welle. Macht das was?

Nein, wie Stars sehen The Rakes nicht aus, eher wie cool gekleidete Zaunlatten, und sie könnten jede Straße dieser Welt entlanglaufen, ohne in Stücke gerissen zu werden. Dabei war ihr Debüt capture/release eine der dauerhaftesten Lieblingsplatten des Post-Punk-Sommers 2005 -wer sie entdeckte, dem blieb sie – wie eine Gelegenheitsgeliebte, deren Reize sich nicht abnutzen. Allerdings waren Bloc Party, Franz Ferdinand, Futureheads und Maximo Park schneller (in den Läden), lauter (an der Werbetrommel), eindeutiger: The Rakes galten noch als Punks, als sie längst was anderes machten. „Anfangs „, sagt Sänger Alan Donohoe über die Zeit ab September 2002, „wollten die anderen wohl bloß jammen. Ich kam gerade aus Australien zurück, als sie jemanden suchten, der sich auf der Bühne zum Deppen macht. Es war nicht die Zeit, in der man seine inneren Dämonen ausdrückte und solchen Müll.“ Die Konzeptlosigkeit ließ Raum für Spontaneität und messerscharfe Alltagsbeobachtungen mit melancholischem Unterton und literarischem Hintergrund, paradoxerweise bestens geeignet für besoffene Clubabende. Dass The Rakes trotz Tourneen u. a. mit Bloc Party und Franz Ferdinand (deren zweites Album gegen das Rakes-Debüt heute noch blasser klingt als damals) sowie vier Singles und dem Album in den Top 40 nie richtig im Mediencircus ankamen, liegt wohl nur daran , dass man ihr Image nicht in drei Phrasen umreißen kann. Das könnte sich jetzt ändern; ten n ew m essa-Ges ist um einiges klarer und fokussierter (auch wenn Alan behauptet, es sei von „Chormusik, der TV-Serie ,24′, James-Bond-Musik, Dichtern ausdem Ersten Weltkrieg undSugabahes“ beeinRusst). Und wenn nicht? „Ich mochte meinen Job in einem Krankenhaus“, sagt Alan. „Ich genieße die meisten Jobs, die ich mache. Und dann schmeiße ich sie hin und mache was Besseres.“

Dem Hinschmeißen recht nahe schienen The Others, die derselben Londoner Szene wie The Rakes entstammen, die revolutionäre Tradition des GuerillaGigging erfanden und nach ihrem ersten Album von den Trenddefinitoren als uncoolste Parias seit Sham 69 hingestellt wurden. Auch in ward parts, im UK schon im Herbst erschienen, wurde geschmäht und ignoriert, aber die Platte ist ein perfektes Antidot gegen Minderwertigkeitskomplexe, und den grundanständigen Enthusiasmus der Band scheint der Gegenwind eher zu stärken. Als „Mann aus dem Volk für das Volk“ drückt Dominic Masters aus, was in den Herzen seiner Fans vorgeht. Und er verausgabt sich für sie: „So viele Verletzungen wie auf der Dezembertour hatte er noch nie“, erzählt Bassist Johnny. „Wenn er diesmal nicht mindestens mit ein paar Knochenbrüchen zurückkommt, wäre ich schwerentäuscht.“ »>

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