…Zur Wall Street
Vor genau 25 Jahren standen sie erstmals auf der Bühne, vor 15 Jahren fiel der letzte Vorhang, vor fünf Jahren schließlich löschte der tödliche Schuß vom Central Park selbst vage Hoffnungen auf eine Reunion endgültig aus. Das Beatles-Imperium indes wächst und gedeiht. Fast unter Ausschluß der Öffentlichkeit haben die Nachlaßverwalter die Pfunde derart wuchern lassen, daß die Beatles heute selbst an der Börse eine heiße Aktie sind. Eine Bilanz aus der Welt der Hochfinanz.
Der Sprecher von Radio Luxemburg schluckt tief. Dann verkündet er mit Grabesstimme:
„Paul McCartney hat heute die Beatles verlassen!“ Millionen Fans in aller Welt wischen sich die Tränen aus den Augen, Teenager schwänzen die Schule, manche nehmen sich gar das Leben. Und die Presse berichtet in großer Aufmachung: Am 10. April 1970, Punkt 12 Uhr, habe Paul McCartney mit Direktor Derek Taylor vom Apple-Büro telefoniert:,, Ich höre auf. Es gibt keine Arbeitsgrundlage mehr!“
Zwei Jahre nach ihrem ersten Auftritt unter dem Namen Beatles (am 27. Dezember 1960 in der Litherland Townhall bei Liverpool) begann eine kometenhafte Karriere: Unter der Regie von Produzent George Martin nehmen die Beatles zwischen dem 4. und 11. September 1962 in den Londoner Abbey-Road-Studios der EMI ihre erste Single auf: „Love Me Do“. Sie erreicht im Oktober Platz 17 der britischen Charts. Am 16. Februar 1963 landen sie mit ihrer zweiten Single „Please, Please Me“ bereits auf Platz 1. Sie soll die erste in einer ununterbrochenen Reihe von Spitzenreitern (Ausnahme „Penny Lane“) bis 1969 sein.
Unter den Fittichen ihres Managers Brian Epstein schaffen die Beatles fortan neue Dimensionen: Allein in England und den USA notieren sie je 20 Nr. 1 -Hits: 17 Alben der Band erreichen die Spitze der US-Charts. Einmalig bis heute ist auch ihr Rekord vom 31. März 1964: Damals notiert das US-Fachmagazin „Billboard“ fünf Beatles-Singles unter den Top Ten: „Can’t Buy Me Love“, „Twist And Shout“, „She Loves You“, „I Want To Hold Your Hand“ und „Please, Please Me“ – ein einmaliges Phänomen.
Bis Dezember 1976 – so amerikanische Schätzungen setzten die Beatles weltweit 520 Millionen Tonträger um, bis heute knapp eine Milliarde. Auf rund 500 Millionen Mark wurde das Vermögen der vier Liverpooler 1970 beziffert. (Manager Brian Epstein hatte ihr Vermögen schon bereits 1967 auf 270 Millionen Mark taxiert.) Der Umsatz teilt sich auf wie folgt: etwa 45 Millionen Mark auf 350 Live-Auftritte, 50 Millionen Mark an Plattenlizenzen und etwa 20 Millionen Mark durch die Lizenzvergabe des Namen „Beatles“. Der Rest rekrutiert sich vorwiegend aus Urheberrechts-Tantiemen. Epsteins Management-Firma NEMS, die zu 25 Prozent am Gesamtumsatz der Beatles beteiligt ist, hat bis 1970 90 Millionen Mark erwirtschaftet.
Ab 1964 beschäftigen sich mit dem Phänomen Beatles längst Wirtschaftsblätter und Börsenmakler – sogar Regierungen. Der englische „Economist“, die Londoner „Financial Times“ und das New Yorker „Wall Street Journal“ registrieren die Beatles-Umsätze genau wie die großer Industrie-Konzerne. „Londoner Spekulanten rissen sich …um eine finanzielle Beteiligung an den Beatles“, hieß es im Börsenbericht. „In weniger als einer Minute war eine Emission von Beatles-Aktien überzeichnet. Ausgegeben wurden 1,25 Millionen Stück. Durch den Emissionskurs ergibt sich ein Wert von (rund) 25 Millionen Mark für die Aktien der Gesellschaft, die für 1965 mit einer Dividende von 27,5% rechnek“
Bereits 1963 hatte der Londoner „Daily Mail“ den Jahresumsatz der Beatles für 1963 auf 225 Millionen Mark geschätzt. Für einen Kredit in etwa gleicher Höhe hatte die britische Regierung vier europäische Zentralbanken anpumpen müssen.
Für rund 40.000 Aktionäre des größten Schallplattenkonzerns der Welt, der EMI, ersangen die Beatles im Geschäftsjahr 1963/64 Gratis-Aktien und eine um 3,75% auf 12.5% erhöhte Dividende. Der Gewinn der Firma stieg im selben Zeitpunkt um 60 Prozent von 57,12 auf 89,6 Millionen Mark.
40 Millionen Dollar (damals knapp 200 Millionen Mark) brachte das Beatles-Business nach einem Bericht des Nachrichten-Magazins „Newsweek“ 1964 allein in den USA ein.
Im August 1965 wird eine der höchsten Dividenden, die je am Londoner Aktienmarkt registriert wurden, an die Aktienbesitzer von „Northern Songs“ ausgeschüttet. Die Gesellschaft, die die Urheberrechte an den Beatles-Songs verwaltet, zahlt eine Dividende von 32,5%.
Zwischen 1963 und 1979 sollen die vorwiegend zehn- bis “ 18jährigen Fans der Beatles „-weltweit mehr als fünf Milliarden Mark in Pilzkopf-Platten und -Trophäen angelegt haben. Wie eine Springflut überschwemmt Beatles-Tand Europa und – vor allem – Amerika. Die Teenager verpulvern ihr Geld für Beatles-Perücken, Pullover, Kaugummi, Eierbecher, Eiscreme und Höschen. Die Wuschelköpfe von John, Paul, George und Ringo grinsen ferner auf T-Shirts, Hot Pants, Tennishemden, Büstenhaltern, Slips, Damenstrümpfen, Schals, Schuhen, Parfümflaschen.
Riesige Profite erzielen mit diesem Beatles-Tand die Holding-Gesellschaften „Stramsact“ und „Seltaeb“ („Beatles“ rückwärts gelesen). Sie wurden ab 1963 von der Epstein-Firma NEMS beauftragt, für eine Umsatzprovision von 10% (ab 1964 15%) den Verkauf von Beatles-Produkten in der ganzen Welt zu lizenzieren. Geschätzter Marktwert dieser Produkte allein 1964: umgerechnet 440,8 Millionen Mark. Das New Yorker „Wall Street Journal“ taxiert den diesbezüglichen Umsatz allein für die USA auf rund 200 Millionen Mark.
Wer mit dem geheiligten Namen „Beatles“ illegal Geschäfte macht, wird umgehend verklagt. Ein Heer von Anwälten holt allein 1964 in den USA 68 Fabrikanten unautorisierter Beatles-T-Shirts vor den Kadi.
Selbst auf der politischen Bühne gewinnen die einstigen Kellerkinder Einfluß: 1965 treten die Konservativen in England ab, Labour kommt, aber die Beatles bleiben. Wegen der prekären Zahlungsbilanz Großbritaniens werden sie auch von der neuen Regierung umschmeichelt. Kein Wunder, denn die Beatles bringen dem Vereinigten Königreich 1964 mehr Devisen ins Land als die gesamte britische Automobilindustrie.
„Die Beatles sind größer als Jesus!“ prahlt Lennon damals. Britische und amerikanische Parlamentarier, Radio-Stationen und der ultrakonservative Ku-Klux-Klan rufen daraufhin zum Boykott auf.
Dessen ungeachtet stehen die vier Engländer auf dem Höhepunkt ihrer Karriere. Doch der Tod ihres genialen Managers Brian Epstein am 27. August 1967 bringt das riesige Musik-Imperium ins Wanken. Jäh müssen die Beatles von Saitenspiel und Haschischpfeifchen lassen; sie haben plötzlich allein ein kompliziertes Finanzimperium mit vielen ineinander verschachtelten Firmen zu verwalten.
Mit 20 Millionen Mark Startkapital gründen sie im April 1967 ihre Gemeinschaftsfirma „Apple & Co.“. Doch in Apple steckt bald der Wurm. Die Modeboutiquen-Kette geht Juli 1968 pleite, im Oktober 1968 das Apple-Filmdepartment..
Es kommt noch schlimmer: Die Londoner „Triumph Investment Bank“ kauft für 70 Millionen Mark 90% der Aktien von NEMS Enterprises, der Management-Firma des verstorbenen Brian Epstein, an der die vier Liverpooler nur zu jeweils 2,5% beteiligt sind. Gleichzeitig verlieren sie die Kontrolle über den Musik-Verlag „Northern Songs“. Der britische Medienriese ATV (Associated Television) hat heimlich 36,1% der Aktien zusammengekarrt und hält zusammen mit den 14% eines Investment-Konsortiums die Mehrheit. Nur 30,33% verbleiben den Beatles. „Bis auf 50.000 Pfund Bargeld“, erklärt Lennon damals verbittert, „bin ich pleite!“
Mit dilettantischem Geschäftsgebaren führen die Beatles schließlich auch ihren Mini-Konzern „Apple“ in tiefrote Verlustzonen; (65.000 Dollar pro Woche). John, George und Ringo schließen daraufhin 1969 einen Vertrag mit dem New Yorker Geschäftsmann Allen Klein – gegen den Willen Pauls, der seinen Schwiegervater, den New Yorker Rechtsanwalt Lee Eastman, vorgeschlagen hat. Unter Kleins rigoroser Geschäftspolitik wachsen die Einnahmen von Apple zwischen Mai 1969 und Dezember 1970 um exakt 9.142.533 Pfund (100,6 Millionen Mark). Zwischen Juni 1962 und Dezember 1968 hatten die Beatles dagegen nur „bescheidene“ 7.864.125 Pfund (86,5 Millionen Mark) eingenommen. (Wobei in diesen Summen die Urheberrechts-Einnahmen nicht eingeschlossen sind.) Derart exakte Zahlen existieren heute nur, weil Paul McCartney am 31. Dezember 1970 vor einem Londoner Gericht die Scheidung einreicht: Er klagt auf Trennung von Konto und Bühne, auf Auflösung der im April 1967 gegründeten „Apple Corps“, auf Feststellung des Gesamtvermögens sowie deren treuhänderische Verwaltung.
McCartney gewinnt den Prozeß: Im März 1971 ernennt das Gericht James Douglas Spooner zum Treuhänder des Beatles-Vermögens, am 31. März 1973 wird Allen Klein entlassen, zwei Jahre später die Firma „Beatles & Co.“ aus dem Handelsregistergestrichen. Das geschätzte Gesamtvermögen der Band – etwa 450 Millionen Mark – wird aufgeteilt: je 110 Millionen Mark für John und Paul, je 60 Millionen Mark für George und Ringo.
Mit dem ehemaligen Manager Allen Klein haben die Beatles noch lange Ärger. Insgesamt 40 Anwälte müssen drei Jahre zäh verhandeln, ehe eine Einigung durch Vermittlung von Lennons Ehefrau Yoko Ono zustande kommt: Klein erhält im Januar 1977 eine Abfindung von umgerechnet 12 Millionen Mark -11 Millionen weniger, als er zunächst gefordert hatte. Der Rechtsstreit kostet ihn exakt 621.517 Dollar (etwa 1,9 Millionen Mark).
Allen Klein, Präsident der amerikanischen Investment-Gesellschaft „Abkco Industnes“, Hauptaktionär der amerikanischen Plattenfirma „Cameo Park“ (48,5 % Aktien-Anteil im Wert von umgerechnet 12,47 Millionen Mark), und Besitzer von 150.000 Anteilen bei Metro-Goldwyn-Mayer im Wert von 32 Millionen Mark, hatte als vorübergehender Beatles-Manager und Epstein-Nachfolger eine rigorose, doch erfolgreiche Geschäftspolitik betrieben: Am 9. Februar 1971 beliefen sich die Sicherheiten von Apple und den angeschlossenen Firmen allein in England auf 4.097.848 Pfund (45,1 Millionen Mark) und in den USA zusätzlich auf 2.451.000 Pfund (27 Millionen Mark) – insgesamt ein stattlicher Betrag von 6.549.669 Pfund (72,1 Millionen Mark). Vor Kleins Akkreditierung – im Dezember 1968 – betrug die Gesamtsumme jedoch lediglich 1.091.207 Pfund (12 Millionen Mark). Die finanzielle Sanierung resultiert zum Großteil aus dem neuen, günstigeren Vertrag der Beatles mit ihrer Plattenfirma EMI, den Klein geschickt ausgehandelt hat: Er garantiert ihnen ab 1970 2,32 Mark und ab 1976 2,88 Mark pro LP. Vor 1966 hatte die Band nur 24 Pfennig und danach, bis 1969, lediglich 1,56 Mark pro Album bekommen. Für Wiederveröffentlichungen nach 1972 handelt er eine Summe von 2,88 aus.
Die neue Vereinbarung zahlt sich für das Kleeblatt aus Liverpool auch nach seiner Trennung aus. Denn zwischen 1970 und 1980 setzen die Beatles ebensoviel Platten um wie in ihrer großen Zeit davor – ca. 500 Millionen Stück.
Nach einer Erhebung der amerikanischen Urheberrechts-Gesellschaft BMI ist Lennon neben McCartney der meistgespielte Pop-Komponist aller Zeiten. Danach sendeten amerikanische Radiound Fernsehstationen bis 1978 zehn Millionen mal Songs von Lennon. Sein Kollege McCartney brachte es im gleichen Zeitraum gar auf Millionen Einsätze.
Lennon, dessen Vermögen zuletzt auf 250 Millionen Dollar geschätzt wird, verkauft sein englisches Landhaus bei Windsor, siedelt 1971 in die USA über und legt dort sein Vermögen an. Sein zuletzt geschätztes Jahres-Nettoeinkommen: 20 Millionen Mark.
Seine Witwe Yoko Ono verwaltet heute sieben Luxus-Apartements am Central-Park in New York, die Lennon für 14 MillionenMaj^ erworben ftattfe,–i Darüber hinaus besitzt sie an der Ostküste ausgedehnte Ländereien: Neben fünf Vieh-Farmen ein 128-Hektar-Anwesen in den Cats Kill Mountains bei New York, Häuser in Long Island sowie Apartments in Dakota. Allein ihre 250 Edelrinder haben einen Wert von 60 Millionen Dollar.
Schlagzeuger Ringo Starr verabschiedet sich nach anfänglichen Solo-Erfolgen von der internationalen Musikszene; er versucht als Schauspieler im Filmgeschäft sein Glück („Lisztomania“, „Apeman“). Ringo verkauft sein 34 Hektar großes Grundstück mit Landhaus in Tittenhurst Park bei Ascot für 2,4 Millionen Mark und residiert heute im Steuerparadies Monte Carlo. Als Produzent und Regisseur dreht er für 4,5 Millionen Mark den Dokumentarfilm „Born To Boogie“ über Marc ßolan. 1975 kauft Ringo die Villa des verstorbenen Kurvenstars Jayne Mansfield in der Nähe von Hollywood. Im gleichen Jahr gründet er sein wenig erfolgreiches Platten-Label „Ring’O Records“. Er besitzt mehrere Apartments in Los Angeles. Daneben ist er Teilhaber einer englischen Firma, die modernes Mobiliar herstellt. Eine Reihe der extravaganten Stücke, die exklusiv an die Nobel-Kaufhäuser „Harrods“ in London und „Bloomingdales“ in New York geliefert werden, entwirft er selbst.
George Harrison gelingt 1970 mit der Single „My Sweet Lord“ (sieben Millionen Singles) der größte Solo-Hit aller Beatles. Im selben Jahr erwirbt er für 3,4 Millionen Mark den englischen Herrensitz „Friar Park“ in dem idyllischen Ort Henley an der Themse. Das 30-Zimmer-Schloß läßt der scheue Brite wie eine Festung absichern. Vier Millionen Mark kosten allein die elektronischen Alarmanlagen.
Die Gutsverwaltung überträgt Harrison seinem ältesten Bruder Harry; Harrisons Millionen-Einnahmen verwaltet Dennis O’Brien, ehemals Direktor einer Rothschild-Bank. Von seiner noblen Büro-Etage im Londoner Stadtteil Knightsbridge dirigiert der Finanzexperte das Imperium. Harrison besitzt einen Musikverlag, ein Plattenstudio, das Label „Dark Horse“ sowie mehrere Vegetarier-Restaurants in Kalifornien.
Mittlerweile führt der menschenscheue Ex-Beatle seine Film-Produktionsfirma „Home Made Films“ in knackige schwarze Zahlen. Seine Leinwand-Epen „Scrubbers“ (über Frauen im Gefängnis), „Privates On Parade“, „Private Function“ sowie die Finanzierung von Monty Python-Filmen erzielen eine Umsatz von 85,6 Millionen Mark. Harrisons Netto-Jahreseinkommen wird auf 15 Millionen Mark geschätzt. Privat frönt er dem Auto-Rennsport.
Paul McCartney schließlich bringt mittlerweile seine Soloalben wieder problemlos an die Spitze der internationalen Charts. Auf seiner Tournee durch die USA setzt er 1976 15 Millionen Mark um. Der erfolgreichste Pop-Komponist aller Zeiten besitzt ein professionelles Tonstudio, mehrere Häuser in London, darunter eine Sechs-Millionen-Vitla in der Cavendisch Avenue im vornehmen Londoner Stadtteil St. Johns Wood.
Auf seinem 280-Hektar-Anwesen auf der schottischen Halbinsel Kintyre züchtet er Schafe. Riesen-Profite macht sein Musikverlag, den sein Schwiegervater, der New Yorker Rechtsanwalt Lee Eastman, leitet. 1974 kauft McCartney die Verlagsrechte an Buddy Holly-Songs. Außerdem besitzt seine Firma „MPL“ (McCartney Productions Limited) Copyrights am Rock-Musical „Grease“ sowie Rechte an Titeln von Linda Ronstadt, Jackson Browne, Barbra Streisand.und vielen anderen.
Allein 1981 soll McCartney die Summe von 170 Millionen Mark umgesetzt haben. Das entspricht einer täglichen Dividende von 500.000 Mark. Die hohe britische Einkommensteuer von 83 Prozent frißt natürlich den Löwenanteil. Bis zuletzt versuchen Paul und Yoko, die 1969 an den englischen Medien-Riesen ATV verlorengegangenen Verlagsrechte der Beatles-Songs zurückzukaufen. Lachender Dritter ist inzwischen Michael Jackson, der die Copyrights im August dieses Jahres für 130 Millionen Mark erwirbt – für eine Laufzeit von zehn Jahren.
Zu keiner Zeit haben die Beatles finanzielle Sorgen. Wie schwer es allerdings ist, sich vor den Finanz-Hyänen zu schützen, erleben die vier freilich auch noch in der Post-BeatleÄra:
1971 spielt Harrisons Benefiz-Konzert für Bangladesh 243.418,50 Dollar netto ein. Der Live-Mitschnitt verkauft sich weltweit vier Millionen mal und erzielt einen Netto-Gewinn von 16 Millionen Dollar. Als Harrison dem Organisator des Konzerts, Beatles-Manager Allen Klein, vorwirft, er habe 13 Millionen Mark durch frisierte Buchhaltung für sich abgezweigt, kontert der beleidigte Manager 1973 mit einer Klage über 63.461.732,87 Dollar gegen John, Ringo und George – Forderungen aus seiner Zeit als Berater der Gruppe. Zugleich pocht Klein bei McCartney auf 34 Millionen Dollar Schadensersatz, weil dieser laufend gegen ihn geschäftsschädigend inte-‚ riert habe.
1976 werden zwei ehemalige Beatles des Plagiats beschuldigt: Harrisons Komposition „My Sweet Lord“ von 1970, behauptet der amerikanische Verlag „Bright Tunes“, sei mit dem Hit „He’s So Fine“ aus dem Jahre 1963 identisch. Die 1,8 Millionen Mark Tantiemen werden daraufhin zunächst eingefroren. Harrison erhält schließlich ein Drittel der Lizenzen.
Lennon wird vom Verleger Morris Levy verklagt, er habe mit dem 1969 veröffentlichten Titel „Come Together“ von der Chuck Berry-Nummer „You Can’t Catch Me“ geklaut. Daraufhin einigt sich Lennon mit dem Verleger dahingehend, ihm die Copyrights der Lennon-LP ROCK ‚NT ROLL anzuvertrauen. Als dies nicht geschieht, verklagt Levy Lennon erneut dieses Mal auf den horrenden Schadensersatz von 42 Millionen Mark. Lennon antwortet mit einer Gegenklage; man einigt sich schließlich gütlich.
Im August 1978 erwischt es schließlich Allen Klein. Der ehemalige Beatles-Manager wird von einem New Yorker Gericht zu zwei Monaten Gefängnis und einer Geldstrafe von 10.000 Dollar verurteilt. Der Grund: Er hatte zwischen 1970 und 1972 einen schwungvollen Handel mit kostenlosen Werbeplatten der Beatles initiiert- die Einnahmen von 215.000 Dollar natürlich nie abgerechnet.
Verklagt wird Klein von EMI/ Capitol – nicht von den Beatles! Die haben an ihrer Vergangenheit längst kein Interesse mehr. Auch wenn der tödliche Schuß am 8. Dezember 1980 nicht gefallen wäre: Eine Beatles-Reunion wäre heute alles andere als wahrscheinlich – selbst wenn Konzertveranstalter irrwitzige Summen bis zu 600 Millionen Mark für einen einzigen Auftritt boten.
Mit Geld waren die Beatles nicht mehr zu locken. Warum auch? Nach anfänglichen Fehlinvestitionen haben es Paul, George, Ringo sowie Yoko bestens gelernt, ihre Multi-Millionen sicher anzulegen und gewinnbringend wuchern zu lassen. Der Weg von Penny Lane zur Wall Street war lang genug eine Rückfahrkarte gab es nicht.