Zum Geburtstag von George Harrison: Erinnern an ALL THINGS MUST PASS

Zu seinem 82. Geburtstag blicken wir zurück auf eines der besten Soloalben der Geschichte.


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Es gibt ja diese Alben, die gut altern und noch Jahrzehnte nach ihrer Veröffentlichung Strahlkraft zeigen. George Harrisons ALL THINGS MUST PASS ist so ein Werk – melodisch, introspektiv und zutiefst menschlich. 1970 veröffentlicht, markierte es den offiziellen Beginn von Harrisons Solokarriere. Es sollte ein musikalischer Befreiungsschlag nach den Jahren im Schatten von Lennon und McCartney werden.

Dass Harrison erst als Dritter der Ex-Beatles ins Solo-Rennen ging, spielt dabei heute keine Rolle mehr. Denn während McCartney experimentell mit Lo-Fi-Ideen spielte und Lennon sich auf Plastic Ono Band radikal entblößte, setzte Harrison auf Fülle, Weite, Spiritualität – und auf Phil Spectors Wall-Of-Sound-Produktion, die den Songs eine geradezu hymnische Größe verlieh.

Die Single „My Sweet Lord“ avancierte nicht nur zum ersten Nummer-1-Hit eines Ex-Beatles, sondern auch zur Ikone eines spirituell aufgeladenen Pops, der sich dem „Hare Krishna“-Chor ebenso öffnete wie einem (unbeabsichtigten) Plagiatsstreit. Doch Harrisons Songwriting glänzt nicht nur hier: „What Is Life“ explodiert in euphorischer Melodie, „Isn’t It A Pity“ weint still über zwischenmenschliche Entfremdung, und seine Instrumentals bei All-Star-Jams zeigen einen Musiker, der trotz aller Opulenz nicht im Ego versinkt.

George Harrison nahm eines der besten Soloalben aller Zeiten auf

Auch in der Musikexpress-Liste der 50 besten Soloalben (07/2021) fand es seinen verdienten Platz. „,Ins Badezimmer gehen und einfach mal alles laufen lassen.‘ So beschreibt George Harrison die Aufnahmen zu diesem opulenten Solo“, erklärte uns Frank Sawatzki damals. „Wenn es denn einen ,Who’s First?‘-Wettbewerb unter den Ex-Beatles nach der Trennung 1970 gegeben hatte, ging George Harrison nur als Dritter an den Start, sein Triple-Album aber erzielte große Aufmerksamkeit.“ Und unser Autor fand: „Harrisons singende Leadgitarre zeichnete die schönsten Kringel in einen gospeligen Wall-Of-Phil-Spector-Sound“ und „wurde zum Melody Maker eines triumphalen Popsongs.“

Heute, an Harrisons 82. Geburtstag, erinnern wir an die Großartigkeit dieses Albums. Harrison war vielleicht der „stille Beatle“, aber mit diesem Album spricht er bis heute zu uns.