Zuhause bei Kenny Jones


Südlich von London, in Kingston Hill, wohnt ein hingebungsvoller Familienvater mit einer Schwäche für Autos: Kenny Jones. Vielleicht ist das noch nichts besonderes, nur stehen in seiner Garage neben einem Ferrari noch drei komplette Schlagzeuge und ein Flipperautomat, der früher Ringo Starr gehörte. Im Garten parkt ein Lastwagen, in den ein Aufnahmestudio eingebaut ist. ME war zum Tee eingeladen. Wir sprechen über alte Tage; heute ist Kenny Jones ein bekannter Popstar, der sich einen Namen gemacht hat.

KEIN TECHNIK-FANATIKER

„Oberflächlich gesehen hat sich nicht besonders viel getan, mit Mac on piano, Ronnie on bass und mir on drums. Das ist genau wie bei den Small Faces. Im Laufe der Zeit lernt man sich aber kennen und versteht, was dB anderen tun. Ich persönlich habe mich sehr verändert – ich bin besser geworden, oder so. Eins ist sicher: Ich arbeite viel härter. Bei den alten Small Faces spielten wir einen Gig und waren vielleicht 20 Minuten oder eine halbe Stunde auf der Bühne. Zum Schluss war ich meistens schon ziemlich müde. Nach 15 Minuten war ich so weit: Phew, nur noch zwei Nummern! Heute kann ich zwei Stunden spielen und bin dann erst richtig in Form. Ich bin bei jedem Song voll dabei und denke nicht mehr in Zeitabschnitten.“ In der letzten Zeit tretet ihr weniger auf. Seid ihr nach diesen längeren Gigs so kaputt, dass ihr nicht öfter spielen könnt? „Nein, weisst du, wenn wir weniger Gigs machen, ist es deshalb, weil wir nicht in der Routine sind. Auf einer Tournee durch die Staaten ist es z.B. so: Wenn sie anfängt, kannst du eine Stunde spielen, dann kannst du 1’/ 2 Stunden spielen usw. bis du an den Punkt kommst, an dem du überhaupt nicht mehr aufhören willst. Das hält dich fit, ehrlich. Ich nehme sofort zu, wenn ich nicht arbeite, und dieses schwere Gefühl finde ich echt nicht gut.“ Wer hat dich die Jahre über am stärksten beeinflusst? „Well, Buddy Rieh habe ich immer gern zugesehen – aber ich mag ihn nicht besonders. Ich finde seine Arbeit gut, in technischer Hinsicht, ich weiss, was er tut, ist wirklich schwer. Aber für meinen Geschmack macht er zuviel Schau, wenn er zeigt, wie gut seine Technik ist, und ich bin kein Technik-Fanatiker. Ich liebe die einfache, stabile Basis bei allen Sachen.“

WENIG EINFLÜSSE

Du achtest wohl immer auf das Schlagzeug? „Oh yeah! Ich analysiere immer nur den Drummer und vergleiche ihn mit mir. Aber ich höre mir eigentlich selten Scheiben an und deshalb kommt natürlicherweise alles aus meinem eigenen Kopf. Ab und zu übernehme ich wohl ein paar winzige Kleinigkeiten von anderen Schlagzeugern ein ‚Touch‘ hier und da, aber das finde ich dann auch wirklich gut. Ich liebe Al Jackson von Booker T. and the MG’s – diese Art von Einfachheit törnt mich enorm an. Al Jackson hat früher mit Otis Redding gespielt – ‚Dock O‘ The Bay‘ und so. Er hat so einen bestimmten Anschlag, der einem das Gefühl gibt, unbedingt ‚was tun zu wollen. Ach, das ist ziemlich schwer zu erklären, wenn man nicht spielt“

GRÖSSERE TROMMELN

Erzähle mir ‚mal etwas über das Schlagzeug, das Du benutzt! ‚Die Anlage, die ich jetzt habe, ist viel grösser als die, die ich früher hatte. Ich gebrauchte das Standard-Schlagzeug von Ludwig. Dann, als wir in den Staaten waren, ging ich zur Ludwig Fabrik und schaute mich da ein wenig um. Ich erzählte den Leuten, dass ich gern grössere Trommeln hätte, weil man die Standard Ausführung beim Spielen in einer Gruppe kaum hört. Die Leute in dem Werk waren unheimlich freundlich zu mir, und jetz! habe ich wirklich grössere Trommeln Rod und auch die anderen Jungs der Band hören gern Schlagzeug und ich habe inzwischen sechs oder sieben von diesen Riesentrommeln AUF SESSIONS MITGESPIELT

Ich muss mir noch irgendetwas einfallen lassen, um die Nachbarn nicht zu verärgern. Ich habe die eine Hälfte der Garage schon in ein Schlagzeug-Studio verwandelt, mit der Möglichkeit, das Ganze auch an den Airstream (Ronnie Lane’s Aufnahme-Wagen im Garten), anzuschliessen. Jeder von unserer Band hat inzwischen ein eigenes Aufnahmestudio, ausser mir. Mir fehlt aber auch das Feeling für Technik. Das einzige, was ich habe, ist ein vierspuriges Tonband, damit ich mir anhören kann, was ich gespielt habe. Ich finde, dass ein Tonband sehr gut geeignet ist, um Fehler zu korrigieren und neue Sachen auszutüfteln Was machst Du, wenn Du nicht mit den Faces spielst, oder auf Tournee bist? ‚Ich werde von ziemlich vielen Leuten gefragt, ob ich bei Aufnahmen oder Sessions mitspiele. Ich habe auf den Chuck Berry London Sessions gespielt, und Jerry Lee Lewis hat mich zu den Aufnahmen für sein Live-Album geholt‘

Glaubst Du, dass Du auch singen kannst?

‚Nein, ich bin mehr ein Rhythmus-Mensch: ich habe zwar schon mal im Background mitgesungen, aber ich fühle mich nicht wohl beim Singen. Das überlasse ich lieber den Leuten, die mehr die Töne und Melodien im Kopf haben.

Hast Du neben Deiner Familie, der Musik und Autos noch irgendetwas, womit Du Dich beschäftigst?

‚Ja klar Mann, ich bin der leidenschaftlichste Reiter, den Du dir vorstellen kannst. Ich habe jetzt einen leeren Stall gefunden, in dem ich sogar ein Pferd unterbringen könnte. Ich möchte so gern einen schwarzen Araber haben, aber die sind wahnsinnig selten. Reiten entspannt mich total. Ich kann vollkommen abschalten wenn ich in der frischen Luft bin und durch die Wälder reite. Wenn ich auch meine Frau vom Reiten überzeugen kann, kaufe ich irgendwo ein Stück Land und mache einen kleinen Reitstall auf Man kann das Pop-Business nicht essen, trinken oder schlafen: wenn ich zuhause bin, möchte ich ganz ich selber sein. Ich finde es echt gut im Garten herumzuwirtschaften, oder mit meinen Autos zu spielen und einfach Sachen zu machen, die mir Spass machen, anstatt Bänder aufzunehmen oder über Verträge zu verhandeln, you see?

Dies ist vorläufig die letzte Folge unserer Serie ‚Bei den Faces zuhause‘. Ronnie Lane verliess die Gruppe vorzeitig und fällt deshalb aus sein Nachfolger Tetsu kommt jetzt noch an die Reihe, und Rod Stewart selbst Es ist noch nicht klar, wann die Stories kommen, weil die Faces schon wieder auf Tournee sind.