Züri West
Fünf Berner machen den Eidgenossen seit Jahren Feuer unterm Hintern. Nun wollen sie auch den deutschen Markt erobern
Warum nur, warum… war Züriwest bisher in Deutschland kein nennenswerter Erfolg beschieden? Über 120.000 Exemplare ihrer aktuellen, schlicht ‚Züriwest‘ betitelten CDgingen über die Ladentische, vowiegend in der deutschsprachigen Schweiz. Zwei Tage nach Veröffentlichung der aktuellen CD gab’s eine Goldene Schallplatte. Und nur einen Monat später erhielten Sänger, Texter und Frontmann Kuno Lauener, Bassist Martin Gerber, die Gitarristen Peter vob Siebenthal und Markus Fehlmann und Drummer Gert Stäuble eine Platinplatte. Auf deutsche Verhältnisse übertragen sind das Größenordnungen, die sonst nur Über-Verkäufern wie Westernhagen, BAP oder Grönemeyer vorbehalten sind. Einer der Gründe für die bisherige Obskurität der Band aus Bern (und nicht etwa, wie ihr Name vermuten läßt, aus Zürich) liegt sicherlich in Songs mit lauschigen Titeln wie ‚I Ha Di Garn Gha‘ oder ‚Amerika Git’s Nid‘. Sowas ist in der Republik nördlich des Bodensees natürlich nur beschränkt zu verstehen. Ein weiterer Grund: neben der offensichtlichen Sprachbarriere verzichteten die Schweizer bisher auch auf eine Zusammenarbeit mit einer großen Plattenfirma und nahmen zehn Jahre lang lieber beim, heimischen Independent ‚Weltrekords‘ auf. Das hat sich nun geändert. Züriwest unterschrieben beim Kölner Label Chlodwig, das seinerseits vom Branchenriesen BMG vertrieben wird. Mit der neuen CD wechseln die fünf Berner also in die Bundesliga der Plattenindustrie. Die deutschen Fans werden es hoffentlich zu schätzen wissen. Im Gegensatz zu den für Nordlichter unverständlichen Texten der Eidgenossen funktioniert die ideenreiche Musik umso besser. Kritiker – nicht nur die aus der Schweiz! – vergleichen Züriwest mit großen Namen wie BAP und den Spin Doctors. Wie bei den ‚Vorbildern‘ erzählen Züriwest in ihren Texten über alltägliche Probleme, Liebe und Leid, Doppelmoral und allem, mit was man sich als denkender Rocker eben so rumschlagen muß. Das ganze wird – wohl um etwa aufkommender Tristesse vorzubeugen – mit solidem, grundehrlichen Rock unterlegt. Nichts Neues, aber auf wohltuende Weise vertraut. Musikalische Avantgarde war und ist auch nicht im Programm der Schweizer Jungs, fetzen soll’s. Und wie sieht Züriwest die eigene schlichte Grundausrüstung der Musik? „Genau eben unser Stil,“ gibt Kuno Lauener beim Interview freimütig zu, „Rockmusik lebt vom Recycling.“