Zu frech um wahr zu sein
Man härtet ab. Wenn heute schon Wenders „Bis ans Ende der Welt“ streckenweise wie ein Werbeclip für Aspirin, Lufthansa und Bauknecht aussieht, wissen wir letztlich: Das Budget muß stimmen. Und war nicht auch schon unser Lieblingsfilm „Blade Runner“ 1982 mit Neonreklamen von Atari und Pan Am gespickt? Doch jetzt kommt die Krönung, und zwar nicht von Jacobs: „Harley Davidson und der Marlboro Mann“. Ein nicht nur klischeetriefender und Kinolust tötender Titel, sondern auch noch offenbar der konsequenteste Fall von Product-Placement, den man sich vorstellen kann. Ist jetzt die obligatorische Vorab-Werbung in den Hauptfilm gerutscht? Keinesfalls. Der Film heißt so — auch im Original. Und was wirklich kurios ist: Angeblich hat weder Harley Davidson noch die „Marlboro“-Firma Philip Morris auch nur einen Cent für den Titel bezahlt. „Keine dieser Firmen hat diesen Film, seinen Inhalt oder den Titel gesponsert oder empfohlen“ — dieser Spruch wird sogar auf jedem Aushangplakat zu lesen sein. Mickey Rourke und Don Johnson spielen die Hauptrollen und ballern mit machomäßger Coolness weg, was ihnen auf den Keks geht. Nicht klug, nicht originell, aber allemal erstklassig sinnlose Unterhaltung. Doch Philip Morris drohte mit Klagen und Anti-Kampagnen, denn: Damit soll Marlboro nicht in Verbindung gebracht werden. Die leidigen Zeiten des Cowboy-Image sollen endlich der Vergangenheit angehören, man hat für die Zukunft eher feingeistige Kampagnen mit der Marke vor. Nach Wunsch des amerikanischen Hauptquartiers allerdings wird nun doch kein Kleinkrieg gestartet. Thema abgehakt.
Unsere Vermutung: Im Endeffekt tun sich der Film und die Firmen doch nur einen Gefallen. Denn das infame Product Placement im Titel bleibt. Ob beabsichtigt oder nicht. Und Negativwerbung ist schließlich besser als keine.