Zitterpartie mit weichem Knie: Sophie B. Hawkins Bühnen-Debüt
NEW YORK. Ihr Debütalbum „Tongues and Tails“ war ein musikalisches Wetterleuchten im trübgrauen Pop-Alltag. Mit dem Charisma einer jüngeren Rickie Lee Jones und der Stimme einer aggressiveren Edie Brickell zelebriert Hawkins in ihren Songs Sexualität. Lust und Leidenschaft mit unverblümtem Vergnügen. Und die Hit-Ballade „Damn, I Wish I Was Your Lover“ ist die Einladung, hereinzutreten in Hawkins‘ „Dschungelbuch“, das endlose Stunden leidenschaftlicher Küsse und körperlicher Ekstasen verspricht.
Was die Zuschauer im ausverkauften „Symphony Space“ zu hören und sehen bekamen, glich jedoch mehr dem vertonten Untergang der Titanic als einem erotisierenden Pop-Dekameron. Man vermeinte fast die hochgesteckten Erwartungen der Konzertbesucher — gluck, gluck — im Boden versickern zu hören. Linkische Tanzschritte, gequälte Bob Dylan-Mimikry, die Lili Marleen-Laternenpfahl-Pose. Kronleuchter auf den Keyboards, wallende Gaze-Vorhänge — und eine allzu oft in falscher Tonlage herumirrende Stimme, die im hoffnungslos übersteuerten Soundmix vollends unterging. Man wünschte sich und Sophie B. Hawkins nur ein baldiges Ende, und manch ein Zuschauer hätte vermutlich gar ein Milli Vanilli-..Konzert“ vorgezogen — so gequält unzufrieden blickten die Möchtegern-Fans ob dieses Debakels drein.
Erst die drei Zugaben, die Klassiker „I Want You“ (Bob Dylan).“.Gimme Shelter“ (Rotling Stonej und „All The Young Dudes“ (Mott the Hoople). ließen Sophie B. Hawkins wieder Boden unter den Füßen gewinnen. Auch wenn die New Yorkerin mit Sicherheit keine Eintagsfliege ist — ihr Live-Debüt war trotzdem Fliegendreck.