„Zentralflughafen THF“: Draußen das Leben, drinnen das Warten


Im Politikbetrieb scheinen Geflüchtete aktuell nur noch Zahlenkolonnen und Stichwortgeber zu sein. Die Doku „Zentralflughafen THF“ kommt also genau zum richtigen Zeitpunkt ins Kino und rückt die Menschen wieder in den Vordergrund.

Natürlich sind Innenaufnahmen aus den Hangars des stillgelegten Flughafens Berlin Tempelhof keine Seltenheit: Ai Weiwei hat für seine Flüchtlingsdoku „Human Flow“ Drohnen darin aufsteigen lassen, Nachrichtenteams und Viralvideo-Hipster sind auch mit viel Equipment durch die Hangars gegangen, haben Stimmen gefangen und Nachrichten produziert. Welt.de hat sogar verzweifelt versucht, den Hangar als neue Brutstätte des Antisemitismus zu deklarieren.

Tausende Geflüchtete wurden am Rande des schönsten Ort Berlins, dem Tempelhofer Feld, aufgenommen, versorgt und mit dem Warten auf Briefe von den Behörden auf eine Geduldsprobe gestellt. Ein brasilianischer Filmemacher, Karim Aïnouz, hat nun eine Doku produziert, die es so noch nicht über die Hangars gab: Er hat geduldig zugehört, seine Kamera manchmal einfach nur abgestellt und den Geflüchteten das Gefühl gegeben, dass sie einfach sie selbst sein können.

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So folgt der Regisseur einem Jahr lang einem 18-jährigen Syrer, der nach seiner Ankunft in Deutschland vor allem mit Langeweile kämpfen muss. Weil in den Hangars eben jeder Tag fast wie der davor ist, weil sein Aufenthaltsstatus 15 Monate lang nicht geklärt werden kann, weil er zwei Geburtstage in THF feiert, bis er das Gebäude endlich verlassen darf. Davor gibt es viel Alltag zu sehen, der aber in einer hohen Schlagzahl für emotionale Momente sorgt. Die gigantischen politischen Dimensionen stehen in „Zentralflughafen THF“ hinten an, die Zuschauer erleben schlichtweg die nachvollziehbare Enttäuschung eines 18-Jährigen, der denkt, dass es zu Weihnachten eine richtige Party gibt – immerhin ist seit Monaten nichts passiert. Und der dann auf einem Kinderfest steht.

Dem Stillstand in den Hangars setzt Karim Aïnouz immer wieder die Dynamik auf dem Feld vor dem Gebäude entgegen, wo Berliner grillen, Sport treiben.  Sich betrunken herumtreiben und die Sonne genießen. Während in den vergangenen Jahren viel Material über die Flüchtlinge gedreht wurde, das von der Aktualität der Nachrichten lebte, ist „Zentralflughafen THF“ ein Stück geworden, mit dem sich auch noch in 50 Jahren der Irrsinn der Flüchtlingskrise erklären lässt – auf ehrliche und berührende Art und Weise.

„Zentralflughafen THF“ startet am 5. Juli 2018 in den Kinos.