Yubellado – Hamburg,


Deutschlands wichtigste Plattenfirma feiert 15-jähnges Bestehen. Und leidet ein wenig an Ironie-Überschuss.

Krise? Carolvon Rautenkranz lacht kurz und sagt:“.Nicht für uns. „Vor 15 Jahren gründete der Mann mit seinem Kameraden Pascal Fuhlbrügge die Hamburger Plattenfirma L‘ Age D’Or. Die brachten uns Bands wie Die Sterne und Tocotronic und bauten mit auf, was dann eine Zeitlang die“.Hamburger Schule“ genannt wurde. 15 Jahre nach Gründung feiert von Rautenkranz jetzt das Überleben seines Labels und wieder ist da eine Krise in Deutschland. Und was sagt von Rautenkranz? .Jetzt, wo die Major-Labels im Rahmen der Umwälzung einen Fehler nach dem anderen machen, ist es gerade für uns Indies eine goldene Zeit.“

Gefeiert wurde auf der Yubellado-Tour in neun deutschen Städten. Die dickste Sause ist freilich der Abend in Hamburg. Heimspiel. Familientreffen. Alter, wie lange wir uns nicht mehr gesehen haben! So Sachen. Und Musik. Es spielen Superpunk, Spillsbury, Stella, Arne Zank, Sterne-Keyboa rder Richard von der Schulenburg, Stella, die eigens für diesen Anlass nochmal eben wiedervereinten Huah!.

Mense Reents, Von Spar, Ascii Disco und Die Sterne. Tocotronic spielen nicht, sonst wäre der Laden wieder zu voll zum Reden. Dafür ist Tocs-Schlagzeuger Arne Zank am Start. Aber was macht der da? Steht im oberen, kleinen Raum und singt merkwürdige Sachen, während er auf seiner Gitarre schrammelt. Meint der das ernst? Mal ’n Bier holen. Unten machen Spillsbury agitatorischen Lärm. Sie schreit und fordert Wahrheiten, erspielt Gitarre, aus einer Box rumpeln Beats. Dringlichkeit, Baby! Die haben auch Superpunk, wenn sie vom einfachen Mann singen und mit sympathischer Schnoddrigkeit ihren Soulrock raus hauen. Aber heute, nun ja, wirken sie irgendwie schlaff. Wie auch Stella, die Rock mit Elektro kollidieren lassen und zuweilen klingen können wie eine Eisenfräse mit Pop-Appeal. Aber heute haben sie keinen Bock. Da gehen wir doch mal hoch zu Richard, der gerade mit Band Rock-Klassiker durch die Plastik-Orgel jagt. Lustig ist das schon, fetzt auch, aber: Meint der das ernst? Runter, zu Huah! Dass die noch mal spielen, 15t eine Sensation. Sie gehören zum Bodensatz der Hamburger Schule, ihr Album scheiss Kapitalismus! ist ein Klassiker, doch 1992 machten sie Schluss. Hier und heute die Wiederauferstehung, und wer damals nicht dabeiwar steht da und denkt: .T/o, ist ja putzig, lustige La-ta-la-Melodien. Aber die gucken, als würden sie auf ’nem Abi-Ball einen Sketch aufführen, weit man ihnen bessere Noten versprochen hat. Meinen die das ernst?“ Und genau das ist das Problem an diesem Abend. Immer diese Ironie. Will hier noch jemand die Meute rocken? Ja, Die Sterne. Die retten den Abend, weil sie mit spürbarer Leidenschaft ihren Funk-Rock spielen. Hier fühlt man Nähe. Und es wird klar: L‘ Age D’Or war und ist ein Versuchsfeld. Hier ist Platz für Leute, die probieren. Das geht zu Lasten der Volksnähe. Aber, hey!, gebt den Freaks ein Podium und zwei von zehn werden Eure Seelen berühren. Bitte weitermachen! >>>

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