Yes


Los Angeles Forum

Im Jahr ’84 gibt es Yes gleich zweimal: Auf der einen Seite die Hitgruppe mit dem Song „Owner Of A Lonely Heart“. kompakter „Dance-Rock“, der sogar von den amerikanischen Funk-Radiostationen zwischen George Clinton und Kool & The Gang gespielt wird: auf der anderen Seite die Bombast-Rocker der 70er Jahre, die noch immer in minutenlangen Instrumental-Soli schwelgen.

Beim Live-Comeback in Los Angeles präsentierten sich die alten Yes. Nostalgie war angesagt. Wenn ihre zweistündige Show auch altes Repertoire mit neuem Material mischte, so waren – abgesehen vom erwähnten Hit – nur wenig frische Einflüsse zu spüren. Selbst Songs, die simpel und sparsam begannen, endeten fast stets in gedehntem Pomp, der nichts mit dem härteren Sound der jüngsten LP „90125“ gemein hatte.

Lediglich Yes-Newcomer Trevor Rabin an der Gitarre sorgte ab und an für rockigere Klänge. Gleichzeitig tat er sich aber auch, zusammen mit Keyboarder Tony Kaye und Bassist Chris Squire. durch endlose solistische Alleingänge hervor, die oft wichtiger als die eigentlichen Songs zu sein schienen. Ein paar Pluspunkte sammelte die Band durch ihr Markenzeichen, die unverwechselbar kehlige Stimme Jon Andersons, begleitet vom perfekten Harmoniegesang seiner Kollegen.

Auch in puncto Präsentation erinnerten Yes an vergangene Jahre, an Mammutkonzerte in Riesenarenen. Die Show übernahmen ausgeklügelte Lasereffekte und Computergrafiken, während die Musiker auf ihrer speziell entworfenen abgeschrägten Oval-Bühne ziemlich unbeweglich herumstanden: selbst Jon Anderson, der mit zwei drahtlosen Mikrofonen die größte Bewegungsfreiheit hatte.

Das kalifornische Publikum nahm alles mit der gleichen frenetischen Begeisterung auf. von den Bugs-Bunny-Filmen als „supporting act“ bis hin zu den schlaffsten Balladen.

Peter Jebsen