Yelle
Scheiß auf französische Texte! Weiterer Beweis dafür, dass Pop in erster Linie zum Tanzen da ist.
„Kein Problem, wenn die Leute unsere Texte nicht verstehen“, sagt Jean-François Perrier mit starkem französischem Akzent. „Als Teenager konnte ich auch nicht verstehen, was Kurt Cobain singt. Aber ich fühlte es ja.“ Perrier ist Schlagzeuger und Produzent des französischen Electropop-Trios Yelle. Auf der Bühne nennt er sich GrandMarnier und tourt mit Keyboarder Tanguy „Tepr“ Destable und der namensgebenden Sängerin Julie „Yelle“ Budet seit 2005, seit ihrem MySpace-Hit „Je Veux Te Voir“, um die Welt. Der Song wurde in seiner für Yelles Debüt Pop-Up neu aufgenommenen Version ein Charterfolg. Und dass die drei Endzwanziger auch wegen ihrer äußeren Erscheinung ein Stück Pop-Art sind, beweist ihr zweites Album Safari Disco Club erst recht.
Yelle, Tepr und GrandMarnier tragen Dschungelkostüme, drehen bunte Videos und feiern die Nacht mit all ihren Höhen und Tiefen als große Inszenierung. Es geht ums Tanzen und ums Weinen, um die verschiedenen Zugriffe auf ihre Musik – wer müsste dafür auch nur ein Wort Französisch verstehen? „Wir wollen uns auf so vielen Wegen wie möglich ausdrücken. Wir sind innerhalb einer Popgeneration geboren, Pop ist ein Teil von uns“, stellt Perrier klar. „Als Mädchen hörte ich im Radio viel Rap, aber auch die Chili Peppers und Madonna. Popmusik in all ihren Facetten“, sagt die 28-jährige Budet. Die anstehende Tour mit Katy Perry, für die Yelle bereits einen Remix produzierten, verwundert daher kaum. „Ich mag ihre Musik nicht wirklich“, gesteht Perrier, aber es sei eine gute Möglichkeit, vor Tausenden von Leuten zu spielen. „Gerade in England wird das eine Herausforderung, dort interessiert sich keiner für französische Musik“, sagt Budet und lächelt überraschend nervös. Könnte sie sich nur selbst auf der Bühne sehen – alle Unsicherheit würde verfliegen.
Albumkritik S. 94
* Anders als es die Legende will, war Yelle-Keyboarder Tanguy Destable nie Musikjournalist, der so seine Bandkollegen entdeckt hat. „Ich habe einen Sommer lang bei einem Kulturmagazin als Aushilfe gejobbt, sonst nichts“, sagt er.
* In den USA hat die Band zwei ihnen bekannte Hardcore-Fans mit „Yelle“-Tattoo am Arm.
* Sängerin Julie Budet stieß neulich in einer französischen Zeitung auf ein Mädchen namens Yelle, „obwohl das in Frankreich kein echter Name ist“, wie Budet sagt.