Yeah Yeah Yeahs in Berlin: Euphorisches Wiedersehen nach zehn Jahren
Die New Yorker spielten ihren Hauptstadtgig. Wir waren beim Abend voller Konfetti und Klassiker dabei.
Kaum zu glauben, aber es ist mittlerweile zehn Jahre her, dass sich die New Yorker Band Yeah Yeah Yeahs in Berlin blicken ließ. Damals, im Mai 2013, konnten Sängerin Karen O, Gitarrist Nick Zinner sowie Schlagzeuger Brian Chase die Indie-Fans der Hauptstadt ebenfalls scharenweise in die Columbiahalle locken. Nur das Album, das es zu promoten gab, war ein anderes. MOSQUITO erschien nur kurz zuvor und Songs wie „Sacrilege“ brachten die Tanzfläche zum Beben.
Nach einer längeren Auszeit der Gruppe, in der die Mitglieder mit anderen Projekten beschäftigt waren, kehrten die Yeah Yeah Yeahs 2022 mit COOL IT DOWN zurück. Die passende Tour dazu durfte natürlich auch nicht fehlen. Trotz der zehnjährigen Abstinenz ist der Band die vergangene Zeit, die sich durch diverse Weltereignisse wie 20 Jahre anfühlen, nicht anzumerken. Auch bei ihrem Gig am 29. August in der Columbiahalle ist klar: Die Yeah Yeah Yeahs wissen noch zu rocken!
Karen O ist gut gelaunt und glitzernd
Nur kurze Zeit nachdem die Support-Band Jealous die Bühne verließ, stand das Trio und ihr Live-Keyboarder schon auf der Stage. Anstatt gleich zu Beginn ihr Pulver zu verschießen, öffneten die Yeah Yeah Yeahs ihr Set mit der Single „Spitting of the Edge of the World“, die auf dem neuen Album noch eine Zusammenarbeit mit Art-Pop-Künstler Perfume Genius ist. Der Eröffnungstrack soll aber einer der wenigen langsameren Songs des Abends bleiben, denn sogleich legten Karen, Zinner und Chase laut und zackig los.
Nach „Cheated Hearts“, der auch schon einige Lenze auf dem Buckel hat, hauten die Yeah Yeah Yeahs zwei echte Klassiker raus. Das brachial wundervolle „Pin“ brachte die ersten Zuschauer:innen zum angeregten Mithüpfen. Noch überraschender packte die Band danach aber „Art Star“ aus, den Karen O auch passend als „deep cut“ ankündigte. Ein Mosh-Pit hätte man sich für diese Art-Punk-Nummer in den ersten Reihen gewünscht. Aber nun ja, Band und Fans sind eben seit dem letzten Aufeinandertreffen älter geworden. Sei es drum, die Stimmung in der Columbiahalle blieb dennoch euphorisch. Genauso wie Karen O. Die energetische Sängerin strahlte freudig grinsend ins Publikum, während ihr glitzerndes Kleid die Atmosphäre perfekt widerspiegelte.
Konfetti und Klassiker
In einer ihrer wenigen Ansagen – die Band konzentrierte sich eher auf das Musikalische – erklärte Karen O auch ihre Freude darüber, wieder in Berlin zu spielen. Die charismatische Sängerin steckte mir ihren Lachen auch die letzten Konzertgänger:innen an. Der Zauber wirkte, gespannt erwarteten alle den nächsten Song. Zur Überraschung von diesem Redakteur spielten die Yeah Yeah Yeahs nur wenige Songs aus COOL IT DOWN. Gerade einmal vier der insgesamt 16 Songs auf der Setlist stammten von dem Werk.
Der Rest des Konzerts war geprägt von Tracks, die auf FEVER TO FELL, SHOW YOUR BONES und IT’S BLITZ zu finden sind. Als Indie-Fan in den Mittdreißigern bis Endvierzigern möchte man sagen: „Die waren noch aus unserer Zeit“. Genau damit trifft die Band aber den Nerv der Zuschauer:innen. Bei Hits wie „Gold Lion“ wippten und sangen alle angeregt mit. „Maps“ und „Heads Will Roll“ brachten schließlich die Halle zum kompletten Mittanzen. Dazu zündete Karen O zweimal die Konfetti-Kanone und das Innere der Columbiahalle verwandelte sich zur bunten Papierschnipsel-Landschaft.
Das Warten hat sich gelohnt
Nach „Heads Will Roll“ ging das Hallenlicht dann gänzlich für einen Moment aus und die Band von der Bühne. Natürlich nur vorübergehend, denn eine Zugabe durfte nicht fehlen. Diese war ein echtes Schmankerl für Yeah-Yeah-Yeahs-Fans. „Poor Song“ machte den Anfang und trieb mit seiner melancholischen Stimmung einem fast die Tränen in die Augen, dann folgte „Y Control“. Den Abschluss bildete letztendlich „Date With The Night“, der noch einmal alles aus dem Publikum und der Band rausholte, und sichtlich glückliche Zuschauer:innen zurückließ.
Dass die Yeah Yeah Yeahs zehn Jahre später wieder an alter Stätte auftraten, hat sich wirklich für alle gelohnt. Die Columbiahalle, die gerne innerhalb Berlins zu „Love it or hate it“-Debatten führt, war der perfekte Ort für eine Band, die erkennbar Spaß hatte, wieder für ihre Fans in Deutschland zu spielen. Das Wiedersehen nach so langer Zeit war ein voller Erfolg und Karen Os Worte in „Poor Song“ könnten die Zusammenkunft nicht besser beschreiben: „… and cool kids, they belong together“.
Die komplette Setlist des Abends
- Spitting Off the Edge of the World
- Cheated Hearts
- Pin
- Art Star
- Burning
- Zero
- Wolf
- Soft Shock
- Lovebomb
- Sacrilege
- Gold Lion
- Maps
- Heads Will Roll
Zugabe:
- Poor Song
- Y Control
- Date With the Night