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Groß ist das Imperium von Adam Horovitz, Adam Yauch und Mike Diamond inzwischen: Nach eigenen Ton-Studio, eigenem Label, eigener Zeitschrift und Boutiquen stellen sie ihren extra largen Geschäftssinn nun mit einem neuen Album unter Beweis.
Wir hatten es immer leicht und haben es uns nach Möglichkeit immer leicht gemacht“, gesteht Adam „Ad-Rock“ Horovitz, Chef-Rapper der Beastie Boys. „Als wir ’83 zu rappen anfingen, waren wir eine einzige Katastrophe. Da es zu der Zeit aber keine anderen Weißen als Rapper gab, waren wir relativ bald bekannt, obwohl uns damals niemand ernst nahm. Trotzdem mochte uns jeder und wir verkauften Millionen von Platten, quasi außer Konkurrenz. Die Beastie Boys sind also, wenn du so willst, ein schlechter Witz der Musikgeschichte.“
Die Beastie Boys sind zurück! Zwei Jahre nach dem ultra-coolen „Check Your Head“-Album servieren uns die Rüpel des HipHop mit „I11 Communication“ ein neues Meisterstück mit satten 20 Titeln, die jenseits von Gut und Böse sind, oder treffender noch: jenseits von Hip und Hop. Ein eigentlich kunterbuntes stilistisches Ersatzteillager zwischen HipHop und Hardcore, das trotz seiner Exaltiertheit niemals langweilig wirkt.
„Ill Communication“ läuft in einem Satz durch. Danach sind die Batterien eines jeden aufgeladen. Man tritt raus in den Tag und weiß, er fängt gut an. „Prima, wenn’s dir so geht“, freut sich Adam. „Dann haben wir unser Ziel ja erreicht.“
Daß Mike Diamond, Adam Yauch und Adam Horovitz inzwischen alle Ende 20 sind und damit eigentlich viel zu alt, um reine Spaß-Scheiben auf den Markt zu werfen, hält man nicht für möglich, wenn man ihr neuestes Album hört. Denn „Ill Communication“ ist ein zeitloses Dokument der ewig rebellierenden Jugend.
Erst Adam weist mich darauf hin, daß „Ill Communication“ eigentlich die Platte von drei, dem Lebensalter nach inzwischen Erwachsenen ist. Besser gesagt – wohl sein müßte. Denn Adam hat von Jahr zu Jahr weniger Lust, erwachsen zu werden:
„Je älter du wirst, desto seriöser wirst du auch und desto mehr interessierst du dich für den Sinn und Unsinn des Lebens. Trotzdem sind die Beastie Boys jetzt keine Bande von Spießern und ,Ill Communication‘ kein wirklich seriöses Album im engeren Sinn. Obwohl ich heute verheiratet bin und seit kurzem eine chice Villa in Los Angeles bewohne, drehen sich die meisten meiner Gedanken um die Fragen: Wie komme ich mit möglichst geringstem Aufwand an die möglichst größte
Kohle ? Wo kriege ich auch morgen noch das beste Marihuana her? Warum sind die Beastie Boys seit jeher Schwachköpfe? „
Im nächsten Satz setzt Adam selbstredend noch einen drauf, damit auch der letzte merkt, daß aus den „Beasties“ in den letzten beiden Jahren bei Gott keine Otto Normalo-Band geworden ist: „Jeder sagt, daß ‚Check Your Head‘ eine gigantische Platte sei, aber so empfinde ich sie nicht. ,Ill Communication‘ ist viel besser. weil sie viel entspannter daherkommt. Sie ist ‚Licensed To Ill‘ ähnlich, zumindest von der relaxten Atmosphäre her: Wir mieteten uns für sechs Monate in einem Studio in New York ein. Wenn wir nicht gerade an den Aufnahmen saßen, spielten wir Nintendo, schauten Garfield-Videos oder blätterten in Porno-Heften und rauchten Pot. Ganz wie in alten Zeiten. Ich frage dich: Wie soll unter solchen Umständen eine langweilige Platte entstehen?“
Vielleicht liegt die permanente Erinnerung an die verrückten Anfänge aber auch einfach am Ortswechsel des irren Trios von New York nach Los Angeles vor zwei Jahren. Dort fühlt sich der Dreier nach akuten Anfangsschwierigkeiten mittlerweile halbwegs zuhause. Obwohl Adam „am Anfang dachte, daß ich es unmöglich in dieser lahmarschigen Stadt aushalten könnte. Ein New Yorker in L.A.. das kann eigentlich nicht gutgehen. Aber seit ich festgestellt habe, daß das Pot in L.A. sehr viel besser als in meiner Heimatstadt ist, lebe ich gern hier. Im Grunde hätte ich es ja schon vorher wissen müssen: die wohlschmeckenden Pflänzchen bekommen in L.A. einfach mehr Sonne ab als im verdreckten New York. Seit dieser Entdeckung habe ich mich mit L.A. bestens arrangiert.“