Wolfgang Petersen – Musterschüler in Hollywood


Den wahren Abflug schaffen wenige. Auch als Hollywood-Produktionen mieten deutsche Filme zu oft nach Hausmannskost. „Boot'-Regisseur Wolfgang Petersen sorgt mit „Tod im Spiegel" für frischen Wind.

Deutscher Film? Nein danke. Zwar sind viele Gründe am Dilemma heimischer Kinofilme schuld, doch offensichtlich ist auch: Die meisten sind nur Hausmannskost. Und wenn sich unter grauem BRD-Einerlei doch mal ein Treffer verbirgt, dann glänzt er meistens unter Ausschluß der Öffentlichkeit. Logisch, daß nicht wenige Regisseure ihr Glück im Ausland versuchen. Wie solche Expeditionen enden können, mußte man jüngst wieder bei „Bis ans Ende der Welt“ (Wenders), oder „Schrei aus Stein“ (Herzog) ertragen. Aber es geht auch anders. Siehe „Tod im Spiegel“: Ein Mann hat nach einem Unfall sein Gedächtnis verloren und sucht seine Vergangenheit. Er stößt auf Ungereimtheiten, Lügen und Intrigen. Ein Überlebender, der sein verworrenes Leben sehr bald über hat. „Tod im Spiegel“ ist ein glänzender Thriller, der so manchen überraschenden Trumpf ausspielt und am Ende einen famosen Stich gegen den Spürsinn des Zuschauers setzt. Die Hauptdarsteller: Tom Berenger, Greta Scacchi und Bob Hoskins. Der Regisseur: Wolfgang Petersen. Der Mann, der mit „Das Boot“ internationale Statur versprochen hatte, dann aber mit US-Geldern das Science-Fiction-Märchen „Enemy Mine“ abkurbelte und jämmerlich danebenschlug. Wer weiß, wo er sich die letzten Jahre herumgetrieben hat, auf jeden Fall scheint er viel gelernt zu haben. Er hat aus Richard Neelys Roman „Plastic Nightmares“ ein verdammt gutes Drehbuch destilliert und stellte nach vielen Anläufen die Hollywood-Produktion auf die Beine. Und siehe da: Es funktioniert. Deutsch wirkt an dieser Arbeit kaum etwas. Dafür ist die Lust am Irreführen intelligenter aufgezogen als bei vergleichbarer US-Ware. Petersen bemächtigt sich der besten Kunstgriffe, die die Traumfabrik im Mystery-Genre zu bieten hat. Dramaturgie, Hitchcock-Zitate, selbst die Prise Humor: alles zielsicher eingesetzt. In einem Interview fragte er sich, ob ihn seine Landsleute „als Abtrünnigen zerfetzen oder freundlich willkommen heißen?“. Na was wohl?