Wolf Maahn


Libero‘ nennt Wolf Maahn sein letztes Album. Das taugt ganz gut als metaphorische Standortbestimmung für einen, der zwar nicht in Stadien spielt wie die Stürmerstars Westernhagen und Grönemeyer, der aber immer zweite Liga mit Aufstiegschancen war und sich nur ungern die Spielzüge vorschreiben ließ. In der Hamburger Großen Freiheit 36 macht Maahn, mit Lagerfeld-Zöpfchen und XXL-Jacket, vom Anpfiff an gleich alles klar: Die Band groovt ohne Startschwierigkeiten, und Gitarrist Helmut Krumminga jagt ein sattes Richards-Riff über den rechten Flügel in den Saal. ‚Komm, wie Du bist‘, singt Maahn und platzt fast vor Spielfreude. „Aufstehen, Guten Abend, Deutschland.“ Dann die Stratocaster umgeschnallt. „Wir sind gekommen, um Euch den Rhythm’n’Blues zu bringen.“

‚Für Deine Liebe‘ heißt der nächste Song, und Maahn verwandelt sich chamäleonhaft in Nils Frevert, den Sänger der Nationalgalerie. Instrumentenwechsel: drei akustische Gitarren zu Baß und Schlagzeug. ‚Zeig‘ mir die Rosen im Asphalt‘ stammt aus alten Maahn-Tagen, ansonsten gilt: Die neuen Songs tragen den Set. Wolf Maahn hat sich längst freigespielt und zur eigenständigen Songpoesie gefunden. Und der Mann hat – aber das ist eingeweihten Kreisen längst geläufig – einen großen Vorteil gegenüber vielen Mitbewerbern – er kann Gitarre spielen und richtig gut singen.

‚Samuel‘ ist eine bedrückende Rockballade für einen unbekannten Freund – Samuel Yeboah wurde 1964 in Ghana geboren und starb 1991 bei einem Brandanschlag in Saarlouis. Bestandsaufnahme und Protest, gepaart mit Musikalität – eine selten gewordene Tradition in deutschen Landen, die zwischen Deutschrap und Blödelbardentum fast schon zerrieben wurde.

Doch Maahn, der Vielseitige, kann auch anders: Erst Reggae, dann ein eingestreutes ‚You Really Got Me‘ und ‚Fuck Off‘, ein mörderischer Hardrock inklusive Feedback vor der Backline und auf den Bühnenboden gehämmerter Gitarre! Finale furioso – der Saal tobt: ‚Gib‘ mir das Fieber zurück‘, singt Maahn. Die Menge übernimmt den Refrain und gröhlt minutenlang weiter. Und da steht dieser kölsche Rock’n’Roll-Lulatsch, hört sich fast andächtig den Chor an und kontert dann mit einer donnernden Coverversion: ‚That’s The Way I Like It!‘ Der Mann hat auch noch Humor. Anyway! Nach dem Abpfiff allenthalben glückliche Gesichter. Voller Punktgewinn, Tabellenführer. Ab in die Kabine.