Wir sind Helden


Ein Quartett aus Berlin genießt seine 15 Minuten.

Alsa lle erfreulichen Radiosender (TM 4. M94.5, XXL., Eins Live…) im letzten Jahr wie in einer stillen Übereinkunft den munteren Neo-NDW-Song „Guten Tag“ für sich entdeckten, hatten Wir sind Helden noch nicht mal einen Plattenvertrag. Dabei musste man lediglich ein wenig abergläubisch sein, um die Vorkommnisse um das charmante Berliner Quartett im letzten Herbst als Indizien für eine große Zukunft zu werten: Was konnte schiefgehen, wenn Nena auf der gleichen gemeinsamen Tour fast nur noch im Wir sind Helden-T-Shirt gesehen ward (MTV-Awards 2000: Madonna + Kylie-T-Shirt = Kyliemanie), auf der die schöne Sängerin Judith Holofernes ihre treuen Fans der ersten Stunde mit einer lauten, elektrisch rumpelnden Band verschreckte (Newport Folk Festival 1965: Bob Dylan + E-Gitarre = Skandal). „Dass ich mich früher nur mit einer akustischen Gitarre begleitet habe, war aus der Not geboren“, erklärt Judith am Tag nach ihrem ersten Auftritt in der Harald-Schmidt-Show. „Uli wollte immer eine Band und Krach und Verstärker.“ Da sie als Solo-Gitarristin „in die Liedenmacher-Kabarettisten-Szene abrutsche“, suchte sie über eine Anzeige Bandkollegen und fand sie in Jean-Michel Tourette (key, git), Mark Tavassol (b) und Pola Roy (dr). Als Wir sind Helden wurde die Rand von zahlreichen Plattenfirmen umworben, bis schließlich Anfang des Jahres bei Labels ein Vertrag unterschrieben wurde. Die zweite Single „Müssen nur wollen“ ist so empfehlenswert wie „Guten Tag“. Die kommende LP soll zudem beweisen, dass Wir sind Helden keine NDW-Revival-Berlin- in-Hype-Seifenblase sind. Pop ja, Erfolg auch gerne, doch die Songs müssen Hand und Fuß haben. „Das dürfen dann gerne, auch ein paar Leute hören“, überlegt Mark, „solange dei Weg dahin auch retrospektiv vertretbar bleibt.“

Wir sind Helden – Guten Taq (Labels/Virgin/EMI)