Williams Brothers: Die Stimme der Familie
Wenn Kinderstars erwachsen werden wollen, braucht’s ein dickes Fell oder eine Therapie-Couch. Meist sogar beides – zumal dann, wenn auch noch das Stigma „Zwillinge“ der individuellen Psyche kräftig zusetzt. David und Andrew Williams sorgten schon in jungen Jahren an der kurzen Leine eines Showbizz-tüchtigen Daddies als Centerfold-Boys in einschlägigen Magazinen („Teen Beat“, „Sixteen“) für feuchte Mädchenträume. Der (Ab)Sprung als ernstzunehmendes Folkrock-Duo ins Musikgeschäft mißlang freilich: Protegiert von T-Bone Burnett, hatten 1987 sogar Dylan und Tom Petty Songs fürs Debüt „Two Stories“ geliefert. Doch jenseits seiner geliebten Akustik-Roots verzettelte sich das Duo samt Backing-Band im Dickicht hochgeschraubter Erwartungen. Resultat: Das Album floppte, die Brüder zerstritten sich. Erst fünf Jahre später wagten sich die schwierigen Zwei mit dem perfekten Harmonie-Gesang an den Nachfolger, unter der Prämisse, daß dieser entweder „das letzte Statement oder der Anfang von etwas“ (Andrew) werden sollte. Und, o Wunder: „Wir fingen langsam an, wirklich Freunde zu werden.“
(David) Nicht nur das: Nach einer Grassroots-Promokampagne in über 100 Coffee-Shops quer durch die USA warf „The William Brothers“ 1992 mit „Can’t Cry Hard Enough“ einen glatten Top 10-Hit ab. Herrscht jetzt also eitel Sonnenschein im „Harmony Hotel“ (aktuelles WEA-Album)? In Marvin ‚The Mandolin Man‘ Etzioni (Ex-Lone Justice) haben die Brüder jedenfalls einen wichtigen Mitstreiter gefunden, verstärkt von Jim Morrison-Double Val Kilmer als Co-Autor. „Wir haben“, kommentiert Andrew, „unser ganzes Leben lang akustische Gitarren gespielt und dazu ‚Harmony‘ gesungen, sind aber zeitweilig vom Weg abgekommen. Jetzt konzentrieren wir uns endlich wieder voll und ganz darauf.