Wie, Sie kennen Brinsley Schwarz nicht?


Die nach ihrem Gitarristen Brinsley Schwarz benannte Band wurde Opfer derwohl bizarrsten Hype-Bauchlandung der Popgeschichte. Entstanden ist sie aus der Beatcombo Kippington Lodge, die Ende der 60er fünf Singles einspielte, die aber in den Läden liegen blieben: Schwarz, Bassist Nick Löwe, Drummer Pete Whale und Organist Barry Landerman, der im Sommer 1968 durch Bob Andrews ersetzt wurde. Im Herbst 1969 stieg Whale aus, die anderen holten Billy Rankin als Trommler und benannten sich um. The Band und Crosby. Stills, Nash & Young wurden Vorbilder der Gruppe, deren Manager Dave Robinson nach Aufnahme des ersten Albums fand, die Zeit sei reif für den Durchbruch. Er beschloß, für den 2. und 3. April 1970 das New Yorker Fillmore East zu buchen und zum zweiten Konzert die gesamte Weltpresse einzufliegen. 150 Journalisten trafen sich am Flughafen Heathrow, um nach New York transportiert zu werden. Als Robinson bei der Fluggesellschaft Aer Lingus anrief, um den Flug zu bestätigen, lautete die Antwort: „Ach, das war ernst gemeint? Wir haben das für einen Scherz geholten! Es wurde ein Flugzeug organisiert, dasein paar Wochen zu lang im Hangar herumgestanden war: Kurz vor Abflug gab es eine Panne, die Maschine wurde drei Stunden lang repariert; die Journalisten ließen sich derweil an der Bar vollaufen. Weitere technische Probleme erzwangen eine Zwischenlandung in Irland. „Der Flug hatte am Ende 17Stunden Verspätung“, erzählt Schwarz. „Die Leute müssen drei- oder viermal besoffen und wieder nüchtern geworden sein.“ Vor dem New Yorker Flughafen wartete eine Kolonne von 20 Cadillac-Limousinen samt 16 Polizeimotorrädern als Eskorte, die sofort im Berufsverkehr steckenblieb. Drei Autos wurden in Unfälle verwickelt, und als die übrigen Journalisten endlich im Hotel angelangtwaren, blieb die Hälfte gleich dort. Die Tapferen, die es ins Fillmore schafften, stellten fest, daß von den reservierten Plätzen keiner mehr frei war. Es blieb ein leidlich guter Gig, den die paar anwesenden Reporter gnadenlos verrissen. Zu Hause titelte das Boulevardblatt Sun mit der Schlagzeile „Englische Band wirft 100.000 Pfund für US-Reise-Farce aus dem Fenster!“ Nach einer solchen Katastrophe weiterzumachen, zeugt von Mut. Brinsley Schwarz holten sich mit lan Gomm den laut Kritikern „besten britischen Rhythmusgitarristen“, aber keines ihrer sechs Alben kam je in die Charts, obwohl sie Headliner beim ersten Glastonbury-Festival waren. Im März 1975 gab die Band auf. Nick Löwe hatte danach als Solist und Produzent Erfolg, lan Gomm landete 1979 mit „Hold On“ einen US-Hit, und Schwarz selbst spielte für Graham Parker, bis er sich 1990 aus dem Profigeschäft zurückzog. Heute repariert er Gitarren, bastelt an seiner Verstärkermarke und „hätte genug Material für mindestens ein Album, das ich sicher bald aufnehmen werde“.