Auf den ersten Blick erscheint er wie ein hagerer, blasser, unscheinbarer Typ. Er ist nicht besonders gross, hat aber ein so entwaffnendes Lächeln, dass man ihn einfach gern haben muss. Man schätzt ihn auf 16, aber in Wirklichkeit ist er bereits 22 Jahre alt.
Seine Fans sind beinahe ausschliesslich Mädchen im Alter zwischen 8 und 16 Jahren. Sie repräsentieren eine neue Pop-Generation, die von der Beatles-Welle nur noch die Geschichten kennt. Ihr Verhalten ist jedoch genauso wie damals – nur die Idole sind eingetauscht für neue. Während der Konzerte von David Cassidy spielen sich die gleichen verrückten Szenen ab wie in den Zeiten der Beatles. In einer halben Stunde haben seine Fans oft mehr als 20 000 Eintrittskarten gekauft, zu 99% Mädchen, die meist noch in Begleitung ihrer Mutter kommen, um ihr Idol zu sehen. Hunderte von ihnen brechen zusammen und müssen bewusstlos weggetragen werden, bevor auch nur ein Ton von der Bühne kam. Andere konnten nur noch weinen und kreischen, so sehr waren sie hingerissen. Ausgelöst wird diese ganze Leidenschaft durch David Cassidy. Innerhalb von zwei Jahren wurde er unsterblich gemacht durch Posters, Stickers, T-Shirts, Fan-Clubs, Kaugummi-Reklame… und durch die etwa 50 TV-Serien der ‚Partridge Family‘, die jetzt endlich auch über die deutschen Bildschirme flimmern. Bis heute wurden schon mehr als 8 Millionen LP’s und Singles von ihm verkauft. Sein ‚Babyface‘ scheint in der ganzen Welt marktfähig zu sein.
Nach zahlreichen Streifzügen durch die Theaterwelt wurde David eine Rolle in der amerikanischen Krimi-Serie ‚Der Chef‘ angeboten. Das geschah im Sommer 1970.
Die Monkees hatten sich gerade getrennt, und die amerikanischen Teenager hatten plötzlich kein Fernseh-Pop-Idol mehr. Man spürte deutlich eine Leere, die wieder aufgefüllt werden musste.
Die Idee, eine TV-Serie über eine musikbegeisterte Familie zu machen, wird dann auch überall mit Freude begrüsst. David Cassidy nimmt die Rolle von Keith Partridge an, und im Sommer 1971 wird dann endlich die erste Folge von The Partridge Family im amerikanischen Fernsehen gezeigt. Es wird ein überwältigender Erfolg. Das Cassidy-Fieber konnte seinen Anfang nehmen, sodass es sich inzwischen bis in unübersehbare Höhen gesteigert hat. Die Platten der Partridge Family gingen weg wie warme Semmeln. David’s Solo-LP ‚Cherish‘ und seine gleichnamige Single wurden sehr bald mit Gold honoriert.
STILLS UND YOUNG – DIE GROSSEN VORBILDER
Innerhalb eines Jahres ist David notgedrungen schon dreimal umgezogen, um sich vor den stürmischen Fans zu verbergen. Im Moment lebt er in einem grossen Haus in Encino, weit weg von der bewohnten Welt. Die Villa ist umringt von Apfelsinen-, Zitronen- und Mandarinenbäumen, und es herrscht eine göttliche Stille dort. David liebt es allein zu sein. In seinen wenigen freien Stunden kann man ihn immer in seinem Haus finden. Die einzige Gesellschaft ist dann seine Gitarre, mit der er unaufhörlich die Songs seiner grossen Vorbilder Steven Stills und Neil Young einübt. David gibt freimütig zu, niemals das musikalische Niveau dieser Meister erreichen zu können, aber was macht das aus. Seine Platten werden ohnehin verkauft.
