Weit weg von Hamburg
Die einstige Braut-haut-ins-Auge Bernadette Hengst hat ein Solo-Album gemacht und sich dabei redlich bemüht, der Hansestadt etwas den Rücken zu kehren.
Deine Band Die Braut haut ins Auge hat sich 1999 aufgelöst – warum kommt ein eigenes Album erst jetzt?
Ich habe mir damals die Frage gestellt, was ich machen sollte. Noch mal eine Ausbildung oder weiter Musik? Ich habe mich für letzteres entschieden. Also habe ich eine Booking Agentur gegründet, bei einem Label mitgearbeitet, Netzwerke – vor allem unter Frauen -forciert. Als Musikerin zu wissen, wie das ganze System auf der anderen Seite aussieht, hilft einem, mit einem ganz anderem Selbstverständnis an die Sache ranzugehen. Das habe ich speziell auch bei dieser Platte jetzt gemerkt.
Welche Erfahrungen haben da eine Rolle gespielt?
Dass man schon mal weiß, was für Mist passieren kann. Ich habe von vorne bis hinten alles selber konzipiert, habe mir nichts aus der Hand nehmen lassen und auch wirklich nur mit Leuten gearbeitet, bei denen ich wusste, die nerven mich nicht und sind mir von niemandem aufgedrückt worden.
Ein Teil des Albums ist in Lissabon entstanden. Was hat dich dorthin geführt?
Das war so ein Traum von mir. Ich wollte weg, möglichst weit weg von Hamburg, und durch so ein Stipendium für Musikerinnen bot sich die Gelegenheit. Ich habe mein kleines Heimstudio eingepackt und bin los. Je länger man an einem Ort ist, je mehr verknöchert man mit den Strukturen, in denen man drinsteckt. Der Song „Bar Europa“ ist mir dazu eingefallen , „dies ist nicht der M ittelpunkt der Welt“. Das bezieht sich wohl in erster Linie auf Hamburg.
Dos neue Album klingt mit seinen kräftigen Pop- und Disco-Chansons und fröhlichen Backgroundgesängen aber auch nach Span und guter Party.
Die Aufnahmen entstanden in längeren Abständen in einem kleinen Wohnzimmerstudio, ich konnte mir Zeit lassen und viel probieren und experimentieren. Hauptsächlich habe ich mit dem Sampler gearbeitet. Manche Ideen kamen ganz kurzfristig, dazu einige Gäste, die wiederum etwas Eigenes in die Songs bringen und dem Album ein kollektives Gefühl geben, was sehr schön ist.
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