Waschlappen, Nerds und Wunderkinder – die Alben der Woche


Die Neuerscheinungen der Woche. Unter anderem mit den Swans, Animal Collective und Cat Power.

Das Album der Woche: Swans – The Seer

Es gibt für Einsteiger kein besseres Album für die Entdeckung der Swans als The Seer. Keines, das die umfangreiche, von No Wave bis hin zu Akustik-Folk reichende Klangwelt der 1982 gegründeten New Yorker Band so verdichtet. Aber auch wer vertraut ist mit der Diskografie der amerikanischen Underground-Ikonen, wird sie in dieser Kompaktheit noch nicht erlebt haben.

Nach dem Hören fühlt man sich ungefähr so, wie Gira nach eigenen Aussagen nach den sechs Monaten im Studio, um The Seer in endgültige Form zu gießen: „I’m a completely wrung-out washcloth of a human being.“ Sven Niechziol

 

A

Alkan, Erol – Another bugged Out“ Mix & „Bugged In“ Selection

DJ-Mix: Ob für den Club oder fürs Wohnzimmer. Der vielleicht wichtigste DJ unserer Zeit beweist mit seinem Doppel-Mix wieder einmal nerdigen Sachverstand. Der Gedanke der Bugged Out- und Bugged In-Doppel-CD-Mix-Serie ist relativ leicht nachzuvollziehen. Die erste CD ist eher cluborientierten Tracks gewidmet, die Zweite dem Wohnzimmer-Hören. Schon einmal, im Jahr 2004, hat Erol Alkan einen dieser Doppelmixe angefertigt. Seitdem ist viel passiert. Zum Beispiel der Aufstieg einer Musik, die manche Elektro-House, andere Elektro-Rock nennen. Erol Alkan verdankt seinen eigenen Höhenflug zum vielleicht wichtigsten DJ in der Grauzone von Indie und Elektro genau dieser Entwicklung. Ob für den Club oder fürs Wohnzimmer. Der vielleicht wichtigste DJ unserer Zeit beweist mit seinem Doppel-Mix wieder einmal nerdigen Sachverstand. Albert Koch

Animal Collective- Centipede Hz

 

C

Cat Power – Sun

Dieses Album, das neunte insgesamt und das erste seit der Coverplatte Jukebox von 2008, könnte tatsächlich so etwas wie die Hitplatte der Musikerin aus Atlanta, Georgia werden. Sun läutet Phase 3 in der musikalischen Evolution von Cat Power ein, ohne gleich das Wort von der Neuerfindung bemühen zu müssen. Nach dem Lo-Fi und seiner gemäß dem Motto learning by doing fast schon notwendigen Entwicklung zur reifen Singer/Songwriterin kommt jetzt der advanced (Elektro-)Pop von Cat Power. Es gibt hier teilweise heftigste elektronische Backings (zum Beispiel im psychedelisch angehauchten Titelsong), subsonische Bässe, Beat Box, Synthesizer – am Mischpult saß Philippe Zdar von den französischen Elektro-Poppern Cassius, zu dessen jüngsten Großtaten die Produktion des aktuellen The-Rapture-Albums In The Grace Of Your Love zählt. Aber keine Angst, ihr Freunde der „hand­gemachten“ Musik, es sind immer noch hervorragende Songs, die Cat Power hier präsentiert. Und das Wunderbare daran ist, dass sie die Erkenntnisse aus all ihren Schaffensphasen einfließen lässt in ihre aktuelle Kunst. Albert Koch

F

Family Of The Year – Loma Vista

The Flaming Lips – „The Flaming Lips and the Heady Fwends“

The Fresh & Onlys – Long Slow Dance

 

H

The Heavy – The Glorious Dead

G

Groundislava – Feel Me

Es gibt ein Substitut für Hängematten­urlaub in abgelegenen Dschungel-Resorts. Feel Me heißt es und es ist das zweite Album von Groundislava. Denn unmittelbar nach Bedienung des Play-Buttons wird der längst vergessene Gelassenheitsmodus des Hörers angeknipst. Man hört Audio­spuren, denen anzumerken ist, dass sie eine weite Reise über verschlungene Pfade hinter sich haben. Unaufdringlich nähern sie sich, erzählen ihre Geschichte und verschwinden wieder. Manches erinnert an vergangene Jahrzehnte, anderes mutet kurios-exotisch an, alles passt zusammen, nichts stört. Groundislava-Musik benötigt keine großen Worte mehr, um Stimmungen zu vermitteln (hier: Hängemattenurlaub). Andreas Meixensperger

J

Jens Lekman – I Know What Love Isn’t

M

Mair, Amanda – Amanda Mair

Die Blogosphäre ist natürlich auch in heller Aufruhr, aber hört man Mairs Debütalbum, relativieren sich diese Vorschusslorbeeren schnell: Denn dem Nachwuchsstar ist zwar ein schönes Elektro-Pop-Album gelungen, das tatsächlich überraschend reif klingt, aber mit der verrätselten Versponnenheit einer Kate Bush oder mit der selbstbewussten Verruchtheit von Stevie Nicks ist Amanda Mair doch noch ein wenig überfordert. Die Konkurrenz ist wohl eine andere: Das Wunderkind könnte eher zur Taylor Swift des Synthie-Pop werden. Manchmal weiß der Rhythmus zwar noch altersgemäß frohgemut zu hüpfen, aber mithilfe von Klavier und synthetischen Streichern gießt Produzent Philip Ekström den jugendlichen Weltschmerz seines Schützlings in solch hübsche, melancholische Songs, dass nun das Formatradio wartet, aber bestimmt lange noch nicht die Rente. Thomas Winkler

T

Two Door Cinema Club – Beacon

V

The Vaccines