Was ist eigentlich Sache mit… Alexander Marcus?
Er trägt die Sonnenbrille sehr dunkel, die Hose sehr rosa und im Gesicht ein Lächeln wie eingemeißelt. Wenn er singt, wenn er tanzt und auch wenn er sich weigert, Fragen zu beantworten: Alexander Marcus lächelt. Immerzu und ein klein wenig schmierig. Irgendwann lächelt er nur noch, und das wohltemperierte Ambiente des Berliner Edelhotels, in dem er Fragen nach seiner wahren Identität mit eisernem Schweigen quittiert, wird noch etwas kühler. Alexander Marcus will sich nicht äußern zu seiner Biografie, sei sie auch noch so erfunden, oder zu Gerüchten, dass er im bürgerlichen Leben Felix Rennefeld heißt und bis dato eher leidlich erfolgreich seinen Unterhalt als Techno-Produzent bestritt.
„Über meine Vergangenheit und das Private will ich eigentlich gar nichts sagen.“ Reden will er nur über seine Schöpfung, die er „Electrolore“ taufte. Das spricht sich wie „Folklore“ und verknüpft „die einfachen, unbeschwerten Melodien, die ich von der Volksmusik mag“ mit „guten Beats, nicht diesem billigen Schlager-Rhythmus“. Das Ergebnis ist zu hören auf dem Album electrolore und hat sich längst zum Internet-Phänomen entwickelt. In billig produzierten Clips tanzt Marcus vor drallen Dorfschönheiten und besingt „die wunderschöne Loreley“. Es geht um Herzen, die gewonnen werden, Sterne, die am Horizont leuchten, die Sonne, die lacht, und um Pauken, auf die gehauen wird. Marcus zitiert virtuos aus der reich mit ausgelutschten Klischees gefüllten Metaphernkiste des Schlagers, die Beats darunter zeugen von handwerklichem Können.
„Anscheinend haben viele Menschen auf etwas Neues gewartet“, grient Marcus. Er tritt bislang allerdings vor allem in kleinen Clubs vor einem jungen Publikum auf, das grölend den eigenen schlechten Geschmack feiert. Sein Traum, ein Auftritt in der „ZDF-Hitparade“, ist ja nun nicht mehr möglich,aber auch ein Gastspiel im „Musikantenstadl“ kann er sich vorstellen. Sollte Marcus es tatsächlich schaffen, demnächst die Großeltern seiner aktuellen Fans zu erreichen, die sich allabendlich vor dem Fernseher von Volksmusikschlagern in den Schlaf wiegen lassen, träfen sich in der Electrolore die Generationen zum gemeinsamen Schunkeln. Und mit Schlager und Techno wüchse endlich zusammen, was längst zusammengehört.
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