Warum wir Oli P für sein Comeback dankbar sein müssen


#wiefrüher beschert uns Einblicke in die Vergangenheit, die beinahe schon in Vergessenheit geraten waren.

Am Morgen des 23. Februar 2016 hat uns die Nachricht erreicht, dass Oli P nach zwölf Jahren künstlerischer Schaffenspause endlich wieder Musik macht. Es gibt sogar schon ein Musikvideo zu seinem neuen Song „Wie Früher“, von dem bis heute kaum jemand der coolen Kids erfahren hat – und das, obwohl es sogar mit dem Hashtag #wiefrüher versehen wurde. Die Tragweite dieses Comebacks und auch des Titels war uns zunächst nicht bewusst – bis unsere Gedankenwelt im Rahmen der morgendlichen Redaktions-Meditation erleuchtet wurde. Dieses Lied hat unsere Wahrnehmung des Kosmos‘ und unserer selbst fundamental verändert, dieses Werk hält uns unseren nostalgischen Spiegel vor Augen und ist damit als die wahrscheinlich wichtigste Neuerscheinung des Jahres 20 nach 1996 zu werten.

Die 90er waren schon eine geile Zeit

Die wirklich wahre Liebesgeschichte von H.P. Baxxter und seiner 19-jährigen Freundin
Früher, das sind die Neunziger – eine Zeit, als es beispielsweise noch den wahren Techno-Underground gab; die Mitglieder der großen Festival-Bands befanden sich noch diesseits der Midlife-Crisis, Deutschrap verband man mit den Absoluten Beginnern und nicht mit Money Boy und ja … Liam und Noel spielten noch in derselben Band – überhaupt Britpop. Alleine wegen Britpop wünschen wir uns doch alle in die Neunziger zurück, oder? Aber damit locken uns unsere hintertriebenen Synapsen in die Nostalgie-Falle. Wir alle neigen dazu, nur die schönen Dinge von früher in Erinnerung zu behalten. Und hier kommt Oli P ins Spiel:

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Mit unerbittlicher Härte triggert Oli P die schlimmsten musikalischen Verbrechen dieser in Wirklichkeit grauenhaften Zeit. #wiefrüher zeigt uns seine hässliche 90er-Fratze in sachlichem schwarz und weiß. Oli P, falls die Jüngeren unter Euch sich nicht mehr an ihn erinnern sollten, stand auf der Spitze eines musikalischen Schrottberges, der den Ludolfs feuchte, rostige Träume bescheren würde. Wer diese Zeit erleben musste, wird sich wie wir an diese dunklen Tage der Musikgeschichte erinnern. Unerbittlich stellen wir Euch deshalb hier die tiefsten Tiefpunkte der deutschen Musiklandschaft in den 90ern vor:

Basis

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Basis war eine Band, deren Mitglieder von Marketing-Strategen zusammengecastet wurden. Ziel: Man wollte dem Publikum eine Gruppe anbieten, die ausschließlich aus mittelschönen, mittelintelligenten Menschen bestand, damit sich die Zuhörer besser mit der Band identifizieren können. Dieselben Marketing-Strategen haben auch beschlossen, dass als erstes Basis-Lied „Wenn Ich Nur Noch Einen Tag Zu Leben Hätte“ auf den Musikmarkt geworfen werden sollte. Und tatsächlich – die Message ist angekommen, denn Basis waren im Anschluss fulminant erfolglos, starben sogleich den Charts-Tod und blieben eine musikalische Eintagsfliege.

Blümchen
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Die erste Hit-Nummer „Herz an Herz“ des Happy-Hardcore-Girls Blümchen war für 90er-Jahre-Verhältnisse noch halbwegs liebevoll produziert, auch wenn Jasmin Wagner den Song nicht selbst eingesungen hatte. Danach aber schienen weder die Produzenten noch die kleine Blume große Lust auf das Produkt zu haben. Die Videos und Songs machten dem damals beliebten Schimpfwort „Euro-Trash“ alle Ehre. Wegen des obigen Songs hat sich Freddy Mercury Berichten zufolge nicht einmal im Grab umgedreht.

Tic Tac Toe

https://www.youtube.com/watch?v=RqW7G216fI0

Fun Fact: Über eine halbe Million Menschen haben diese Single gekauft.

Vengaboys

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Die Vengaboys haben in dieser Liste eigentlich überhaupt nichts zu suchen, denn sie stellten in den 90ern eher noch einen musikalischen Lichtblick dar. In obigem Hit ist zwar sehr wahrscheinlich keine Kapitalismuskritik versteckt, aber immerhin ist er originell genug um Jens Friebe dazu zu bringen, ihn für sein Album ABÄNDERN zu covern.

Andreas Elsholz

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Der Name dieses Mannes sollte nur in Ausnahmesituationen ausgesprochen werden, denn jedes Mal, wenn jemand „Andreas Elsholz“ sagt, stirbt irgendwo ein Tamagotchi. Kein Mensch möchte sich an Andreas Elsholz erinnern und Ihr solltet das respektieren – einzige Ausnahme: Falls jemand sich im Rahmen einer Diskussion auf einer Party mit vernünftigen Argumenten absolut nicht vom Martyrium der 90er-Jahre-Musik überzeugen lässt – und nur dann – kann als Ultima Ratio folgender Satz ausgesprochen werden: „Andreas Elsholz hat es mehrmals in die deutschen Top 40 geschafft.“ Aber seid gewarnt: Die Party ist dann beendet, alle Ü30er werden betrübt aus dem Fenster starren und sämtliche Entscheidungen ihres Lebens hinterfragen.

Trotzdem: Es ist wichtig, dass wir alle uns auch an die unschönen Dinge erinnern, die unsere Pop-Kultur in der Vergangenheit hervorgebracht hat. Dafür kann man Oli P gar nicht genug danken. Also bleib wie du bist, Oli P, die Pop-Landschaft braucht Männer wie Dich!

 

Hier weiterlesen: Oli P bei Schulz & Böhmermann