Kommentar

Warum sich AC/DC sofort auflösen sollten


AC/DC sollten aus Respekt vor Johnson die restlichen Tourtermine absagen – und wenn es das war, war es das eben. Ein überfälliger Kommentar.

Freilich ist Angus Young das primäre Aushängeschild von AC/DC, der eigentliche Frontmann, ein Gitarren-Archetyp in Überlebensgröße – und vielleicht auch der einzig wirklich Unersetzbare. Angus Young könnte auch die restliche Band feuern, mit Sessionmusikern auf Tour gehen und sich dabei AC/DC nennen: Es wäre immer noch The Angus Show. Für eine penible Pflege des eigenen Bandmythos, wie das Led Zeppelin (mit der Ausnahme des katastrophalen Live-Aid-Konzerts 1985) gekonnt zelebrieren, kommen AC/DC sowieso längst nicht mehr in Frage. Und ja, schon richtig – Brian Johnson war nicht der erste, nicht einmal der zweite Sänger der Band. Trotzdem, wenn es darum geht, gut und ohne Legendendemontage in die Zielgerade zu kommen, wäre spätestens jetzt der Zeitpunkt, es gut sein zu lassen. Denn auch wenn Angus Young stets noch um einiges mehr im Vordergrund stand als Brian Johnson (eine ungewöhnliche Sänger/Leadgitarristen-Situation): Brian Johnson ist unverzichtbar, sein kumpelhafter, raubeiniger Bauarbeiter-Habitus, seine Schmiergelpapier-Kreischstimme, seine breitschultrige Bühnenpräsenz.

„AC/DC sollten aus Respekt vor Johnson die restlichen Tourtermine absagen“

AC/DC sind jetzt im vierundvierzigsten Dienstjahr. Das jüngste Bandmitglied ist 59 (Stevie Young), das älteste 69 (Chris Slade) Jahre alt. Sollte Brian Johnson tatsächlich die Band für immer verlassen müssen, ist Angus Young das einzig verbleibende Gründungsmitglied und bliebe faktisch der einzige Spielmacher. Seit den 1990ern liegen zwischen zwei AC/DC-Alben mindestens fünf Jahre, zwischen „Stiff Upper Lip“ und „Black Ice“ ließ sich die Band sogar acht Jahre Zeit. Rein rechnerisch bedeutet das, dass es vielleicht – wenn überhaupt – noch einen AC/DC-Longplayer geben wird. Da noch große Risiken mit einem neuen Sänger einzugehen, sich eventuell gar mit etwas Missglücktem zu verabschieden, wäre ein unwürdiges, unangemessenes Ende. Und auch wenn es jetzt erst mal nur um die Fortsetzung der Tournee geht: AC/DC sollten aus Respekt vor Johnson die restlichen Tourtermine absagen – und wenn es das war, war es das eben. Auch wenn Axl Rose zweifellos einer der größten Frontmänner der Rock-Geschichte ist und es durchaus spannend wäre, ihn in einem anderen Kontext zu hören: Selbst mit Rose wäre, auch wenn es sich um nur ein paar Konzerte handelt – das Risiko eines halbgaren Endes ist einfach zu groß.

TL/DR: AC/DC sollten sich auflösen, und zwar jetzt. Gerade weil wir’s doch so konstant schön miteinander hatten.