Warum Musikstreaming schlecht fürs Klima ist


Spotify & Co. lösen nach und nach die CD ab. Klingt nach einer guten Nachricht für die Umwelt - oder?

Ein Cent – das sind die Stromkosten am Ende des Jahres, wenn man jeden Tag eine halbe Stunde Musik auf dem Smartphone streamt. Das ist deutlich weniger als für das Hören von Platten und CDs, wie der Energiekonzern E.ON berechnet hat. Was erstmal gut klingt, hat jedoch auch seine Schattenseiten: insgesamt soll das Musikstreaming für Klima und Umwelt nämlich trotzdem schädlicher sein.

Podcast: Inside Spotify – Rettet Streaming die Musik?

Dabei geht der Plastikverbrauch in der Musikindustrie sogar zurück: von 61.000 Tonnen im Jahr 2000 auf 8000 Tonnen im Jahr 2016. Logisch, denn durch die sinkende Nachfrage nach physischen Tonträgern werden immer weniger CDs produziert. Musikhörer wechseln stattdessen zu Streamingdiensten wie Spotify, Apple Music & Co., wo sie für geringe Beträge im Monat unbegrenzten Zugang zu Millionen von Songs erhalten, auf die sie immer und überall zugreifen können.

Damit das möglich ist, müssen auf der ganzen Welt Rechenzentren rund um die Uhr arbeiten. Hier sind die Daten der Streaminganbieter gespeichert. Dieser Fakt ist der Spielverderber in dieser Geschichte. Die Wissenschaftler Matt Brennan und Kyle Devine von den Universitäten Oslo und Glasgow rechneten den Plastikverbrauch der Musikindustrie in CO2-Emissionen um und stellten fest, dass sich der ökologische Fußabdruck durch die Digitalisierung insgesamt vergrößert hat. Waren es zur Zeit der Vinyls in den USA noch 140 Millionen Kilogramm GHGs („green house gas emissions“), verzeichnete man vor drei Jahren bereits 200-350 Millionen Kilogramm.

Der Energiebedarf der Server wiegt also in puncto Emissionen schwerer als die Produktion von Platten. Wichtige Randnotiz: Bei der Umrechnung von Plastikverbrauch in CO2-Emissionen geht es lediglich um das Material, nicht um den Herstellungsprozess und Versand. Hundertprozentig vergleichen lassen sich die Zahlen also nicht.

Müssen wir jetzt also ein schlechtes Gewissen beim Musikhören haben? Naja, nicht unbedingt. Ein gesundes Bewusstsein dafür, dass „digital“ nicht automatisch „umweltfreundlich“ bedeutet, schadet trotzdem nicht.