Warten auf den Zirkus


Guano Apes: Wenn Rockbands auf Tour gehen, dann ist das sooo aufregend nun auch wieder nicht… oder? Wozu also das Ganze auch noch aufnehmen und als Konserve in die Läden stellen? „Livealben sind Pipifax“, sagte einst Sven Regener von Element Of Crime ziemlich kategorisch. Bringen die Guano Apes demnach dieser Tage also „Pipifax“ auf den Markt? Sängerin Sandra Nasic bemüht sich um Erhellung, obwohl sie nicht weiß, wessen Idee der live betitelte Tonträger war und woraus er besteht [„Echt, ,Dödel Up‘ ist auch drauf?“]. Das macht nichts – so erfahren wir stattdessen, wie das ist, wenn die Guano Apes auf Tour sind: wohl, wir ahnten es, recht langweilig. Die meiste Zeit des Tages hängen die vier Apesrum und warten auf den Auftritt. Sandra reserviert sich immer die Lounge in der oberen Etage des Tourbusses, um ihre Ruhe zu haben. Hier guckt sie dann alte Science-Fiction-Filme und liest historische Romane. Kurz vor Konzertbeginn singt sie „stumpf die Tonleitern rauf und runter, während sich die Jungs warm trinken.“

Lampenfieber hat Frau Nasic schon lange nicht mehr, aber zuweilen leichte Motivationsprobleme: „Da ich keine Drogen nehme, höre ich vor dem Auftritt Musik, um mich anzuheizen. “ Auf der jüngsten Konzertreise brachte das 50-Cent-Album get rich or DIE tryin‘ die schlanke Schreihälsin in Wallung. Auf der Bühne schmeißen ihr die Fans zuweilen Höschen, T-Shirts und Boxershorts vor die Füße. Und manchmal verletzten sich ihre Bandkollegen gegenseitig beim Rumhüpfen. Sonst geht alles den üblichen Gang. Nur einmal wurde es finster auf der letzten Tour: Während des Konzertes in Oberhausen hatte Sandra urplötzlich einen Blackout und verstummte mitten im Lied. „Das war schrecklich“, schaudert sie noch im Nachhinein. Nach jedem Auftritt hüpft die 27-Jährige flugs unter die Dusche und verleibt sich hernach eine große Portion Pasta Bolognese ein. Ihre Jungs hingegen machen erst mal ein Bier auf. Manchmal wird dann Backstage ein bisschen gefeiert. Aber nur manchmal.