„Wann wenn nicht“: Trümmer mit erster Single aus dem neuen Album „Früher war gestern“
Am Freitag kam die erste Single von Trümmer aus dem für September angekündigten Album „Früher war gestern“. „Wann wenn nicht“ zeigt die Band um Paul Pötsch in Top-Form und fängt den Live-Spirit von Trümmer gut ein.
Schön, dass Trümmer wieder am Start sind. Am 17. September werden sie ihr drittes Album „Früher war gestern“ über das Label PIAS veröffentlichen. Der Vorgänger „Interzone“ hat ja schon ein paar Jahre auf dem Buckel und kam 2016. Kollege Jochen Overbeck schrieb damals in seiner Review: „Man muss bei Trümmer an vieles denken, manchmal immer noch an die Libertines (die Zärtlichkeit im Claim!), manchmal an Ideal (der Schnodder in Pötschs Stimme!), manchmal an Ja, Panik (das Denglisch!), kurz an die Manic Street Preachers und an, äh, Queen (‚Die Show muss weitergehen‘, ‚Wozu noch Angst‘). Man kehrt aus diesen Gedanken aber immer wieder gern zurück in die von Pötsch, weil der die allerschönsten Welten baut und nach wie vor gar keine Angst vor Utopien hat.“
Neue Utopien braucht das Land
Das mit den Utopien hat sich bei Paul bis heute nicht geändert. Gerade jetzt, wo man sie wirklich braucht, kommt das sehr gelegen. Die neue Single „Wann wenn nicht“ ist zugleich der Album-Opener. Paul singt darin: „Ich schau mich um und sehe eine Welt / In der nichts stimmt und mir nichts gefällt / Und ich denk: Es ist alles zu spät / Die Fakten liegen auf dem Tisch / Es ist fünf vor zwölf und es tut sich nix.“ Was hier noch resigniert klingt, kippt dann schnell in eine ansteckende, produktive Euphorie, bei der Paul vom „ich“ ins „wir“ gleitet.
„Wann wenn nicht“ deutet die Stimmung des Albums an
Paul sagt dazu: „Der Song fasst für mich das ganze Album zusammen. Wenn ich Nachrichten lese und mich irgendwie mit dem Zustand der Welt beschäftige, was man zuletzt ja noch intensiver getan hat, denk ich oft: ‚Mein Gott! Es wird immer alles schlimmer!‘ Und dann frage ich mich: ‚Wieso eigentlich?‘ Wir sind doch diejenigen, die das in der Hand haben. Es ist ja kein Naturgesetz, dass alles irgendwie den Abgrund runtergeht. Wir sind ja diejenigen, die darüber entscheiden, wie das Leben ist.“
Neuer Bock mit altem Personal
Trümmer sind weiterhin: Paul Pötsch (Gitarre, Gesang), Tammo Kasper (Bass), Maximilian Fenski (Drums) und Helge Hasselberg (Gitarre). Dass sie als Band weitermachen, hatte man gehofft (und nie Gegenteiliges gehört) – dass sie die Zeit dafür finden, hatte man nicht immer geglaubt. Nicht nur Paul machte zum Beispiel ein Projekt über DDR-Liedgut mit Erobique, auch Helge Hasselberg, der das neue Trümmer-Album wieder produzierte, wird für seine Arbeit am Mischpult gerne gebucht, seitdem er die ersten beiden Alben der Leoniden produzierte. Maximilian Fenski wiederum arbeitet hauptberuflich als Arzt in einem Berliner Krankenhaus – ein Job, der in den letzten anderthalb Jahren sicher mehr als ausfüllend war.
Und dann wäre da noch Tammo Kasper, der mit mit Henning Mues das Label und Management Euphorie betreibt und Acts wie Leoniden, Ilgen-Nur, Ebow, The Screenshots, Odd Couple, Fritzi Ernst u. a. betreut (und er schon mal für uns ein exklusives Tourtagebuch führte). Trotzdem, so sagt Tammo: „Es war immer klar, dass wir als Band weitermachen. Im Laufe der letzten Jahre habe ich vor allem gemerkt, was Trümmer ausmacht, was das eigentlich für ein Sound ist und was mir daran Spaß macht. Und das war vor allem die Feststellung, dass wir live immer so eine tolle Energie hatten. Das Album ist jetzt der Versuch, diese Energie einzufangen.“ Die neue Single deutet schon mal an, dass ihnen das geglückt sein könnte …