Konzertbericht

Wandls Musik ist schon jetzt der Superstar, der Wandl wohl noch werden wird


Wandl wird bald ein Star sein – auch wenn er das bei der Präsentation seines Debütalbums in Wien selbst noch nicht glauben dürfte.

Es ist lange nach Mitternacht. Die Stille hängt bleiern im Raum. „Ich bin ur nervös“, flüstert der junge Mann ins Mikrophon. Schweißnasse Gesichter blicken erwartungsvoll zu ihm hoch. Wenn die Musik spielt, klingt Wandl wie ein Superstar. Dazwischen wirkt es, als wolle er den Kopf einziehen und in seiner roten Jeansjacke verschwinden.

Im gut gefüllten Foyer des Wiener WUK präsentiert er heute, am 3. Juni 2017, sein Debütalbum IT’S ALL GOOD THO, eine hypnotisierende Mischung aus Soul, RnB und Trap, eine Platte, die den österreichischen Sänger und Multiinstrumentalisten bald auf größere Bühnen tragen wird. Aber noch steht er hier und weiß nicht so recht, wohin mit seinen Händen.

https://www.youtube.com/watch?v=4Cs4idfBIZ4&list=PL0HF3Gl7ulYHiiyV2AF3AZwBZl_BiThCe

„Voll schön, dass so viele gekommen sind“, sagt er scheu. Dann beginnt der nächste Song, und Wandl gleitet zurück in sein Element wie ein Fisch ins Wasser. Er zappelt und zupft an seiner Hose. Stakst mit kleinen Schritten über die Bühne, hin und her zwischen zwei Laptops und einem Klavier, in das er gelegentlich ein paar Noten streut. „Why do you feel high, when I feel low?“, heult er. Live benötigt sein Gesang keine Effekte. Er ist erst 22, seine Stimme klingt mindestens zehn Jahre älter. Die Musik kommt mit verhaltener Lautstärke durch die Anlage. „Könnt irgendwie lauter sein, oder?“, fragt Wandl in einem dieser totenstillen Momente zwischen den Songs. Das junge Publikum stört das nicht. Wie in Trance wiegen sich die Leute zu den verschwurbelten Klängen.

Auch die Gäste überzeugen bei einem Wandl-Konzert

Dorian Concept betritt die Bühne. In seinem Studio ist IT’S ALL GOOD THO entstanden. Vor über zehn Jahren machte auch er sich als früh gereiftes Talent einen Namen. Neben Wandl erscheint er heute fast als Grandseigneur. Zwei Stücke lang lässt er das Piano jazzig klimpern, dann überlässt er den knappen Platz einem hochgewachsenen Herrn mit Pencil Moustache: Cid Rim. Sein mephistophelisches Aussehen passt zum nächsten Song, „Hell“. Da werden wilde Rhythmen in die Drum Machine geklopft. Wie Mad Scientists stehen die beiden Producer an ihren Gerätschaften und drehen an den Knöpfen. Wieder einmal staunt man, wieviel Talent diese kleine Stadt seit ein paar Jahren hervorbringt.

Nach honigsüßen Tracks wie „Cola“ und „Beatles (How I Want You)“ beendet Gucci Manes „I’m The Shit“ den Abend. Wandl steht wieder so verlegen da. Verneigt sich. Blinzelt ins Licht. „Sagt‘s mir, was ihr von der Platte haltet“, sagt er noch. „Würde mich interessieren.“ Wer heute da war, wird sich noch an diesen Abend erinnern.