Voxtrot


Jetzt ist es auch schon wieder fast 30 Jahre her, dass der große Udo Jürgens auf udo ’80 das Wort als Macht, die in uns dringt, und als Sinfonie, die nie verklingt,beschrieb. Ramesh Srivastava, Sängerund Songschreiber der texanischen Band Voxtrot, wird diese Platte nicht kennen – er ist, zumindest an diesem Tag, nicht übermäßig um Eloquenz bemüht: Er war in der Nacht unterwegs, ist am Mittag kleinäugig, ruhebedürftigund überlegt, vor dem Verlassen des Hotels noch eilig den Masseur zu besuchen. So verkatert fällt es Srivastava schwer, die Musik auf dem Debüt voxtrot zu beschreiben. Und wie lautet die Beschwerde in solchen Fällen immer? Das sei ja wohl auch die Aufgabe des Journalisten! Ein Versuch: Voxtrot klingen in ihren tollen Momenten wie die üblichen Verdächtigen (The Smiths, The Beatles, The Byrds, Belle & Sebastian) und bei den uninspirierten Stellen wie Keane für Erwachsene. Die etwas älteren, auf den EPs R aised by wolves und MOTHERS, SISTERS, DAUGHTERS & WIVES veröffentlichten Stücke sind im Schnitt besser, aber nicht mehr auf dem Album zu finden. „Die Band hat dagegen gestimmt, Tracks noch einmalzu veröffentlichen, auch wenn ich selbst zumindest einen gern nochmal rausgebracht hätte. Aber es geht ja nichts verloren: Die Songs schwirren irgendwo da draußen rum, man kann sie downloaden und sicher auch dieEPsnoch irgendwo bekommen. Wahrscheinlich veröffentlichen wir die sogar neu, wenn die Zeit dafür reif ist.“

Es ist anzumerken, dass Voxtrot, obgleich aus Amerika, eine auffallend britische Musik spielen – was auch damit zusammenhängen könnte, dass Srivastava drei Jahre lang in Glasgow Literatur studierte (also viel faulenzte, viel las und in Techno-Clubs ab hing). Sogleich hielten vereinzelte Journalisten das entzückende „Stephen“ für eine Ehrerbietung an Morrissey, dessen erster Vorname aber leider nicht mal Stephen, sondern Steven lautet. Mit dem hübschen „Your Biggest Fan“ fand sich die Band – kurios genug – auf dem vierten Platz der US -Billboard-Charts wieder. „Eine bizarre Situation „, meint Srivastava, der im Laufe der Unterhaltung doch noch alert und gesprächig wird. „Ich dachte zuerst, unsere Plattenfirma wolle mich veralbern.Einerseits war es lustig, Nelly oder Beyonce mal in die Parade zu fahren, andererseits kauft ja niemand mehr Singles, und man kann mit ein paarTausend verkauften Einheiten schon ganz weit oben landen.“ Voxtrot, übrigens mal wieder teilweise ein Blog-Phänomen, sollte es gelingen, die Melancholie des informierten Indie-Acts in den Mainstream zu übertragen. Jetzt aber erst mal raus aus dem Hotel.