Vor 30 Jahren: Bravo-Blitztournee


Fast vier Jahre mußten die deutschen Fans warten, bis sie die Beatles nach deren letztem Star Club-Gig am 31.12.62 wieder live sehen konnten. Im Juni ’66 gaben die Pilzköpfe in München, Essen und Hamburg je zwei Konzerte. Die 34.200 Eintrittskarten (zwischen 10,und 20,-) waren im Rekordtempo vergriffen. Für die zwei 30-Minuten-Auftritte pro Stadt erhielten John, Paul, George und Ringo die damals astronomische Gage von 100.000 Mark. Auf dem Schwarzmarkt wurden Beatles-Tickets gar gegen gebrauchte Autos getauscht. Die Teenie-Zeitschrift ‚Bravo‘, die das Ganze als ‚Bravo-Beatles-Btitztournee‘ präsentierte, hatte schon im Vorfeld ihre große Stunde und erfuhr durch ihre Stories eine kräftige Auflagensteigerung. Der Rest der bundesdeutschen Journaille wußte mit der Beat-Sensation wenig anzufangen. Abgesehen von den üblichen dämlichen Fragen („Nehmen Eure Freundinnen die Pille?“) gab’s bei den Pressekonferenzen Blitzlichtgewitter und peinliches Schweigen.

Verbürgt ist, daß Paul McCartney in Hamburg fragte: „Hat jemand eine Frage, die es lohnt zu beantworten?“ Niemand hat. Paul stellte fest „Dann können wir ja gehen“ und verschwand.

Die Konzerte der Beatles waren 1966 längst schon zur puren Farce geworden: Die mickrigen Verstärkeranlagen jener Tage standen solchen Arenen wie der Ernst Merck-Halle in Hamburg oder der Grugahalle in Essen völlig hilflos gegenüber. Die Musik ging im hysterischen Fan-Geschrei rettungslos unter. Die Band, die sich selbst kaum hören konnte, spielte entsprechend lustlos und unsauber. Wenige Wochen später zogen die Beatles endgültig die Konsequenz: Am 29. August ’66 gaben sie in San Francisco ihr letztes öffentliches Konzert. Die deutschen Fans bekamen ihre Idole also gerade noch kurz vor Toresschluß zu sehen.