Volkes Stimme: Peter Maffay


KÖLN. Egal, was Kritiker schreiben, ungeachtet aller verbalen Gülle, die im Laufe der Jahre über ihn ausgeschüttet wurde: Maffay gehört seit Menschengedenken zum inneren Kreis erfolgreicher deutscher Rockmusiker. Es gelingt nur den wenigsten, die Kölner Sporthalle zwei Tage hintereinander zu füllen — und trotzdem gehört es zu den leichtesten (Pflicht-)Übungen standesbewußter Journalisten, den kleinen Mann mit den zu hohen Absätzen als musikalische Nullnummer zu entlarven. „Kurier des Kanzlers“ verspöttelte Heinz Rudolf Kunze den ungeliebten Kollegen. Der Nachweis, daß Maffay musikalisch nur die große Sehnsuchtsshow- abziehe, den Steppenwolf-Mythos von der Freiheit des Harley-Bikers kultiviere, fiel allzu leicht. Aber selbst wenn Niedecken, Grönemeyer. Westernhagen und Kunze ihr Publikum mit geschärftem kritischem Bewußtsein entlassen: Die Vierzimmer-Wohnung bleibt zu klein, der Alltag zu

monoton, die Perspektiven zu deprimierend. Und da Maffay das weiß, ist er bei allem Schmus vielleicht realistischer als die meisten Betroffenheits-Apostel.

Zum Konzert: Maffay ist pünktlich auf der Bühne, die — laut Tourheft — 5,2 Millionen Mark gekostet hat. Hier wird in jeder Beziehung geklotzt: exzellentes weißes Theaterlicht mit farbigen Akzenten, der Hintergrund wie eine überdimensionale Jukebox mit fahrbaren Traversen. 520.000 Watt Bühnenlicht, 40 Kilometer Kabel, 252 Lautsprecher, 120 Leute, 19200 Pappbecher. Schade, denn der Aufwand hat sich — zumindest in Köln — nicht gelohnt: Die Bässe klingen matschig, die Gitarren schrill, die Mitten fehlen. Frontmann Peter ist trotz seiner anerkannt guten Stimme kaum zu verstehen.

Maffay, unterstützt von seiner neunköpfigen Profi-Crew (bestehend aus Bertram Engel, Jean Jacques Kravetz, Frank Diez, Carl Carlton. Colin Hodgkinson), überlaßt nacheinander Alvin Lee („Going Home“), dem Springsteen-Saxophonisten Clarence Clemons („War“) und der aus Mitgliedern seiner Tourtruppe bestehenden Formation New Legend die Bühne. Ein Wagnis, weil das alles nicht so recht zusammenpassen will.

Für Maffay überhaupt kein Problem: Er kommt, singt und siegt: „Ich geh fort“, „Wie viele Jahre“. „Tiefer“. „Sorry Lady“, „Traumfabrik“ … und natürlich zum Abschluß das unvermeidliche „Über sieben Brücken mußt du geh’n“. — Da gehen dann die Fäuste noch mal hoch. Da schmettert das Publikum den Refrain. Und spätestens da wurde mir klar: überhaupt nicht mein Ding, aber Maffay … find ich gut.