Volker Schlöndorff: Heimlich nach Hollywood
Wie ein Kultur-Rambo rauschte Bernd Eichinger durch die Talk Shows: "Ich verlasse euch, ich geh' nach Hollywood!" Eichinger ist der lauteste, aber nicht der erste Filmschaffende, der sich von der trauten deutschen Filmförderung gen Amerika absetzt.
Wolfgang Petersen. der für Eichinger die „Unendliche Geschichte“ drehte, begann nach dreijährigem Ringen kürzlich mit der US-Produktion „Plastic Nightmares“. Seit immerhin schon fünf Jahren bastelt auch Volker Schlöndorff an seiner US-Karriere. Der Oscar-Preisträger („Die Blechtrommel“) fing dafür wieder ganz klein an. Er drehte zwei Filme für das amerikanische Fernsehen mit Stars wie Dustin Hoffman und John Malkovich – aber eben nur wenig spektakuläre Fernsehware. Seinen ersten „großen“ amerikanischen Kinofilm drehte Schlöndorff nun nahezu ungeniert von jeder irritierenden Vorab-Propaganda.
„Die Geschichte der Dienerin“ dürfte diesen Monat für viele um so überraschender kommen. Die Romanvorlage der Amerikanerin Margaret Atwood spielt in der Zukunft. Amerika heißt dann Gilead und es gibt wieder ganz offiziell eine Klassen-Gesellschaft. Dienerinnen wie Kate (Natasha Richardson) sind Leihmütter für unfruchtbare Herrinnen wie Serena (Faye Dunaway). Die Dienerinnen tragen rot, Herrinnen blau, und die Erzieherinnen und Dienerinnen sind in braun gehüllt. Die Konflikte in dem krassen Kastensystem sind vorprogrammiert.
Still und fast unheimlich überholte Volker Schlöndorff damit alle die Kollegen, die um ihre luftigen Hollywood-Träume soviel Wind machen.