VIVA ZWEI-Moderator Markus Kavka im Gespräch mit Garbage


Was, glaubt ihr, hat eure Mischung aus Club Music und US-Rock vor drei Jahren möglich gemacht? Die Tatsache vielleicht, daß die Bandmitglieder aus verschiedenen Ländern, eben aus England, Schottland und Amerika stammen?

Butch Vig: Was wir machen, ist eine Kombination aus Sounds, die uns beeinflußt haben, und natürlich aus der Musik, mit der wir aufgewachsen sind. Dazu gehören selbstverständlich auch Shirleys europäische Techno-Einflüsse. Wir alle sind riesige Poptans – wir sind ja selber eine Popband. Pop, das ist einfach die Musik, die wir machen.

Was auf eurer ersten Platte zu hören war, unterschied sich ganz erheblich von dem, was man bis dahin kannte. Es war etwas wirklich Neues.

Duke Erikson: Zu der Zeit, als unsere erste Platte auf den Markt kam, gab es einige Künstler, die ähnlich neuartig waren wie wir. Massive Attack, Björk und Tricky haben völlig neue Musik gemacht. Der Unterschied zwischen ihnen und uns war aber, daß unsere Musik stärker vom Rock beeinflußt war. Wir glauben also nicht, daß wir die ersten waren, die Rock mit Techno-Elementen verknüpft haben. Aber eine der ersten Bands, die eine derartige Musik angeboten haben, waren wir bestimmt. Inzwischen gibt es viele Bands, die die gleiche Musik machen. Wir haben ihnen nur die Tür mit aufgestoßen.

Die erste Single eures neuen Albums heißt „Push It“. Darin kommt die Textielle „don’t worry, baby“ vor. Ich habe mir die game Zeit den Kopf darüber zerbrochen, woher ich die Zelle kenne, und dann ist et mir eingefallen: Ihr zitiert die Beach Boys – wer von euch mag die Beach Boys am meisten?

Butch Vig: Wir alle mögen die Beach Boys, wirklich. Wir sind richtige Beach Boys-Fans. Zuerst haben wir Brian Wilsons Stimme gesampelt. Dann haben wir uns entschlossen, den ganzen Copyright-Kram außen vor zu lassen. Also hat Shirley die Zeile „don’t worry, baby“ selber gesungen, und das Ergebnis hat sich phantastisch angehört. Unsere Rechtsanwälte meinten aber, daß die Zeile zu nah am Original sei und daß es da Probleme mit den Beach Boys geben könne. Daraufhin haben wir Brian Wilson eine Kopie des Tracks geschickt. Das Stück gefiel ihm, und er gab uns die Freigabe. Dann hat er uns noch gefragt, ob er das Tape behalten könne. Das fanden wir wirklich cool.

Wenn sich im Hause Garbage ein Song entwickelt – wie geht das vor sich? Habt Ihr zuerst eine Melodie im Kopf? Oder sind da zunächst nur ein paar frei umherschwirrende Sounds, auf denen ihr aufbauen wollt?

Duke Erikson: Jeder Song hat seine eigene Geschichte. Bei vielen Stücken arbeiten wir ganz altmodisch zuerst mit der Akustikgitarre. Bei anderen entwickelt sich etwas, wenn wir zusammen jammen. Einige Songs sind auch am Computer entstanden. Da haben wir rumgespielt und Rhythmus-Schleifen ausprobiert.

Apropos probiert – wie findet Ihr das aktuelle Album von Madonna?

Shirley Manson: Eher enttäuschend. Man hat das Gefühl, schon vorher zu wissen, was sie als nächstes macht. Und durch das, was dann kommt, wird der Eindruck dann bestätigt. Wir wollen, daß uns Musik überrascht. Aber Madonna hat eine modische Platte gemacht. Trotzdem muß man sie bewundern. Sie ist einfach eine unglaubliche Frau. Aber ihre neue Platte ist enttäuschend ausgefallen. Deshalb hat uns auch überrascht, daß das Album für so viel Wirbel gesorgt hat. Wo es sich doch so leer anhört.