VietNam: Poetisch, sensibel, wahrhaftig: 70s-Rock aus Brooklyn
Man kann an einer Popakademie studieren, gute Noten schreiben und nach dem Abschluss Jazzpop mit Elektronikbeats machen. Man kann es aber auch ernst meinen mit dem Rock’n’Roll. Dann haust man in einem ausgeräumten Laden in Brooklyn Williamsburg, malt das Schaufenster weiß an – den Saustall muss nicht jeder sehen – und schreibt so dermaßen abgebrannt Songs, dass einem drei Monate lang der Strom abgedreht wird. Sänger und Gitarrist Michael Gemer und Gitarrist Josh Grubb hatten sich (und Eleanor Friedberger von den Fiery Fumaces, für die sie ihr erstes Konzert in New York als Vorgruppe spielten) bereits an der Uni in Austin, Texas, kennengelernt. Die beiden kamen klar, suchten sich ein paar Musiker (bisweilen sind es bis zu acht, die auf der Bühne stehen – zum Kern aber gehören noch Schlagzeuger Mike Foss und Bassist Ivan Berko) und wechselten, als alles vorbereitet war, im entscheidenden Moment die Küste. „In LA. haben wirversucht, so NewAge wie möglich zu werden“, berichtet Foss. „Veganisch kochen, bräunen am Pool, nach Malibu rausfahren… LA.-Sachen eben.“ Die Tage vergammelten sie im Highland Gardens Hotel (in dem Janis Joplin an einer Überdosis starb), bei Nacht spielten sie in den Sound City Studios (in denen Neil Young, Bob Dylan und Fleetwood Mac aufgenommen haben) ihr Debüt ein: analog, am Verhungern und auf Drogen. Die Platte ist verdammt gut geworden. Nicht nur „sonically“, auch im Detail. Nennt man so was „zeitlose Musik“? VietNam Vietnam (Kemado/RoughTrade)