Viel „“Commitment“, wenig Substanz: Andrew Strongs zwiespältiges Bühnen-Debüt
LONDON. Andrew Strongs Londoner Live-Debüt war nicht einfach ein „Konzert“, es war ein Ereignis. Es kommt schließlich nicht oft vor, daß eine Film-Story in Fleisch und Blut weiterlebt. Strang, Leadsänger von „The Commitments“ im gleichnamigen Film, versucht sich derzeit am Sprung vom Celluloid ins „richtige“ Rock-Leben. Und das bislang mit Erfolg: Der Charme des Filmes, kombiniert mit den Tricks des Aufnahmestudios, überspielte die Tatsache, daß das betagte Soul-Repertoire phantasielos und konservativ ist. Aber wie gesagt: Im Rahmen des Filmes macht’s nichts.
Und auch beim Konzert im „Town & Country-Club“ macht es erstaunlich wenig: Das Publikum ist gekommen, weil es den Film liebt. In der Tat besteht das Live-Repertoire hauptsächlich aus Commitments-Nummern — oder solchen, dies sein könnten. Dabei sind Strongs Interpretationen — gelinde gesagt — flau. Seine Stimme erinnert zwar an Joe Cocker, doch geht ihm jegliches Flair für Timing oder gar Emotion ab. Strongs eigenes Material schließlich, für welches ihm schon ein mega-lukrativer Vertrag ins Nest fiel, verspricht wenig: nichtssagender Stampfrock mit Funk-Flair, Baujahr 77.
Kaum überzeugender seine Begleitband: Der einzige Unterschied zur durchschnittlichen Bier-Pub-Combo besteht darin, daß eine teure, sechsköpfige BläserrSektion angeheuert wurde. Und zu allem Überfluß kultiviert Strong eine ärgerliche Bühnenpräsenz. Was er zwischen den Songs vor sich hin brabbelt, geht flachgedroschener kaum noch. Und seine Gewohnheit, bei jeder unpassenden Gelegenheit in ein wildes Slap-Solo auf einer imaginären Baß-Gitarre auszubrechen, ist schlichtweg peinlich.
Der Verdacht ist groß, daß Strong etliches Lehrgeld bezahlen wird, bevor er nicht mehr die Krücke des Filmes braucht.