Versaut


Den US-Rüpeln ist nichts heilig. Auf ihrer neuen Platte verpaßt die Bloodhound Gang sogar der Legende Pink Floyd fiese Texte.

Hello, my name is Jimmy Pop, and I m a dumb white guy…“ – Mit diesem Satz stellte sich limmy Pop Ali im Song „Fire Water Bum“ seinen geneigten Hörern vor – der Song wurde ein internationaler Indie-Hit, die Textzeile entbehrt jedoch jeglicher Grundlage: limmy Pop, der bei der Bloodhound Gang von Gesang über Produktion und Songschreiben bis hin zum Engineering und Sampling so ziemlich alles managt, ist ein hellwaches Bürschchen mit hektischer Gestik und dem unsteten Blick eines etwas zu groß geratenen Kindes, das ständig neue Streiche ausheckt. Neben seinem Ruf als manischer Soundsammler ist Jimmy denn auch vor allem für seine vorlauten Texte bekannt, die in Sachen Wortwitz und Sarkasmus kaum zu toppen sind und förmlich nach einem „Explicit Lyrics“-Aufkleber in Übergröße schreien. „In Europa steht wohl unsere Musik im Vordergrund“, mutmaßt limmy, „in den USA aber sind wir vor allem für unsere Gags bekannt. Viele Leute, die sonst nur puristischen HipHop hören und bei jeder Platte, auf der ein Gitarrenriff vorkommt, gleich abwinken, kaufen sich unsere Alben wegen der fiesen Texte.“ Kein Wunder also, daß die Band so ziemlich alle Genre-Grenzen sprengen konnte. Aussagen wie diese veranlassen Jimmy zu einem breiten Grinsen: „Ich bin ein großer Fan von Eminem, nicht nur, weil ich seine Musik und Texte mag, sondern auch, weil er es geschafft hat, als weißer Rapper von den schwarzen HipHoppern akzeptiert zu werden.

Ich fand die Zuordnung von Musik zu einer gewissen sozialen Gruppe schon immer blöd und habe gehofft, daß es uns nicht so ergeht.“ Das Grinsen wird noch breiter: „Sieht so aus, als hätten wir das geschafft.“ Wohl wahr: Der Sound der Band ist mehrheitsfähig, und vor allem die Affinität des umtriebigen Sample-Sammlers Jimmy zur Musik der 80er Jahre scheint den Wiedererkennungswert der Tracks enorm zu steigern. Was auf dem ersten Album mit Versatzstücken aus Songs von Blondie und The Cure begann, fand auf CD Nr. 2 seine Fortsetzung mit einer Run DMC-Coverversion und gipfelt auf dem aktuellen Album „Hooray For Boobies“ in einem wilden Sammelsurium von Querverweisen auf die Eighties: Frankie Goes To Hollywood wird ebenso verwurstet wie die Erkennungsmelodie des Computergames „Pac-Man“. Zwischendurch erklingen Synihiesounds, der Refrain von Pink Floyds „The Wall“ wird frech umgedichtet in „All in all you’re just another dick with no balls“, und sogar Falco kommt mit „Rock Me Amadeus“ zu neuen F.hren. „Wenn ich erzähle, daß wir als schlechte Depeche Mode-Coverband in grausigen Hawaiihemden angefangen haben“, erklärt limmy, „wird klar, warum ich so gerne auf die 80er zurückgreife. Viele glauben, daß ich mich über die Ära lustig machen will. Tatsächlich versuche ich aber seit Jahren, die Musiker von Depeche Mode zu einem Remix eines unserer Songs zu überreden – bislang leider ohne Erfolg. Im Prinzip ist unsere Musik wie ein Schnelldurchlauf durch meine Plattensammlung. Da stehen eben viele Depeche Mode-Alben im Regal, aber auch Sachen von Slayer, NOFX, Underworld und Fatboy : Slim. Und schon mit zehn Jahren habe ich mir diese Single ‚ von Falco gekauft, mit ‚Rock Me Amadeus‘ auf der A- und ; Vienna Calling‘ auf der B-Seite – ich liebe diese Platte! Überhaupt höre ich viel europäische Sachen, N-Trance oder Nena ! ebenso wie Rammstein oder Atari Teenage Riot.“ Jimmys Augen blitzen auf: „Da fällt mir ein, ich hätte gute Lust mal einen Rammstein-Song zu covern, komplett mit deutschen Texten. Vielleicht auf dem nächsten Album…“