Veljanov


EINE FRÖHLICHE PARTY SOLLTE ES NICHT WERDEN, das war von vornherein klar. Alexander Veljanov ist ja auch nicht unbedingt als Stimmungskanone vorm Herrn bekannt. Die Schwarzkittelgemeinde ist jedenfalls mit gehörigem Weltschmerz und dem gebotenen Ernst in den Nürnberger „Hirsch“ gekommen, um die „Secrets Of The Silver Tongue“ zu ergründen, mit denen Veljanov im Titel seines aktuellen Albums geheimniskrämert. Aber selbst in Anbetracht der Tatsache, daß dies hier definitiv die Stunde der Melancholiker ist, bleibt die Stimmung im Saal doch erst mal sehr verhalten. Dabei ist der heutige Abend für Veljanov, der zwar aus Makedonien stammt, aber seit langem in Berlin lebt, doch fast eine Art Heimspiel: In Nürnberg ist der Sänger mit dem markanten Kopf einst zur Schule gegangen. Ab Mitte der 80er Jahre wurde der schweigsame Charismatiker dann als eine Hälfte des kultisch verehrten Duos Deine Lakaien zu einer der zentralen Figuren der Dark-Wave-Szene. Sein Soloprojekt ist denn auch als Versuch zu werten, aus dem gemütlichen, aber sehr in sich abgeschlossenen Gruftie Ghetto auszubrechen und endlich breiteres Gehör zu finden.Ungewöhnlich die Besetzung der Fünf-Mann-Band: zwei Gitarren (eine davon bedient von Element Of Crime-Freund Dave Young, der auch Veljanovs Album produzierte), des weiteren Bass, Cello und Schlagzeug – also keine Goth-typischen Keyboards. Gespielt werden fast ausschließlich und recht originalgetreu die Songs des Solo-Debüts: „Slippery World“, „The Man With The Silver Gun“, „After The Rain“ – eine schwer romantische, sparsam arrangierte Mischung aus Düster-Rock, Kammermusik und – man höre und staune – Country-Zitaten. Veljanovs Geheimnis muß irgendwo zwischen Makedonien und dem Wilden Westen zu finden sein. Manchmal wirkt er wie ein schwermütiger Folkloresänger, manchmal wie eine transylvanische Kreuzug aus Johnny Cash und Bryan Ferry. Wenn der Grübler mit sonorer Grabesstimme seine wunde Seele leckt, hat das einen düsteren Reiz. Fast schon leidenschaftlich dagegen klingt seine schaurig schöne Version des Evergreens „Jezebel“ von Frankie Laine. Am Ende läßt sich das zurückhaltende Publikum sogar mitreißen und verlangt Zugaben dieser kleinen Nachtmusik. Es ist schön, wenn der Weltschmerz nachläßt.