Unsere Geheimtipps: Diese 10 komischen Alben solltet Ihr kennen
„Does Humor belong in Music?“ Als Frank Zappa 1986 diese Frage im Titel eines Livealbums stellte, hatte er sie längst so vielfältig wie eindeutig beantwortet. Einiges von dem, was große Artists von Queen über Ween bis Missy Elliott erschaffen haben, zeugt von besonderem Humor. Hier kommen 10 Geheimtipps von Oliver Götz.
6. DJ Koze aka Adolf Noise – WO DIE RAMMELWOLLE FLIEGT (2005)
Lustig im Sinne von psychedelisch-rätselhaft-fantastisch ist Stefan Kozallas Musik bis heute. Dabei sank der Wortanteil seiner Arbeiten seit Fischmob-Tagen allerdings beträchtlich. Auch auf dem zweiten Album seines Gaga-Alias Adolf Noise wird gar nicht so viel gesprochen/gesungen, wie man sich zu erinnern meint. Allerdings haben sich ein Refrain wie „Bäume strahlen Stress aus“ oder seine legendäre, zur philosophischen Frage gerinnenden Verulkung von Gunter Gabriels Ostbürger-Rant („Zuviel Zeit?“) tief ins Textgedächtnis gebrannt. Während einem Musik und Geräusch weiter wie frisch geschlüpft über die Synapsen hopsen.
7. Jacques Palminger And The Kings Of Dub Rock – MONDO CHERRY (2008)
Dub ist die wohl welt(all)weit beste Musik, von der man sich gefangennehmen lassen kann. Festgedübelt vom Bass, dann zuerst nur gefoppt, aber bald schon komplett aus der Zeit gezogen von Echo und Hall, ist man schließlich nur noch dort. Also da. Kommt zu diesem Da noch Dada hinzu in Form von Jacques Palmingers (Studio Braun) spracherotischen Unsinns-Monologen und werden diese zusätzlich untermalt von Chansongesang und Zitaten aus dem Engtanz-Kanon des Pop, gibt es gar kein Entkommen mehr.
8. Laibach – OPUS DEI (1987)
Hey, das ist doch diese Band, die Rammstein so dolle beeinflusst hat. Ja, klar, aber wer hört tatsächlich Laibach-Platten? Dabei hat das satirische Spiel, das die Slowenen hier auf ihrem dritten Album mit wagneresker und latent faschistischer Ästhetik in der Rockmusik (zitiert werden unter anderem Queen und Opus) wie auch mit der stumpfen Rhetorik von Kriegern und Populisten treiben, eigentlich schon vor 33 (Hoppla!) Jahren alles zu irgendwelchen „Flügeln“ und Freiwild-Hühnchen gesagt, was es zu sagen gibt.
9. Komar & Melamid / David Soldier – THE PEOPLE’s CHOICE MUSIC: THE MOST WANTED SONG, THE MOST UNWANTED SONG (1997)
Nach Publikumsbefragung erarbeiteten die Konzeptkünstler Vitaly Komar und Alexander Melamid unter Mitwirkung des Komponisten Soldier DAS ultimative Mainstream-Stück – fünf schmalzige Lovesong-Minuten mit Sax, E-Piano und gefälligsten Harmoniewechseln. Viel interessanter reagiert unser Hirn jedoch auf das Gegenstück, den 22-minütigen „Most Unwanted Song“ mit Instrumenten und Styles, die die meisten Menschen meiden: (alberne) Cowboy-Musik, rappende Operettensängerinnen, Dudelsack, Tuba, Harfenglissandi, brüske Dissonanzen auf der Kirchenorgel, Kinderchöre, die den „Walmart“ anpreisen. Große Kunst im Sinne des Hurz! also.
10. We Love Katamari – SOUNDTRACK (2005)
Dass man sich zu einem Video spiel, in dem ein Prinz einen superklebrigen Ball, an dem bald alles – vom Käfer bis zum Eiffelturm – hängenbleibt, durch verschiedene Welten rollen muss, einen angemessen bizarren Soundtrack einfallen lässt: geschenkt. Doch dass dieser Soundtrack gleich dermaßen bizarr, wahnsinnsüppig, schwerstalbern und anarchoniedlich, mega- und metapoppig und insgesamt so superjapanisch ausfallen muss: ein riesen Geschenk!
Dieser Artikel erschien erstmals im ME 06/2020.