Underworld
Was in Deutschland erst wenige Elektronik-Musiker, wie zum Beispiel Mouse On Mars oder Alec Empire, mit mäßigem kommerziellem Erfolg verstanden haben, führen englische Top-Acts wie Prodigy oder Orbital mit Bravour vor: nämlich wie man mit ein paar mit Tasten- und Drehknöpfen besetzten Kästen hervorragende Konzert-Ereignisse veranstalten kann. Dabei gelingt Underworld die Wandlung vom anonymen Studio- zum gefeierten Liveact auf ganz unprätentiöse Weise. Was genau jedoch die Faszination des unscheinbaren Trios auf die Massen (in England füllen Underworld mittlerweile große Hallen) ausmacht, ist schwer festzulegen. Sicher, da ist die für Technoverhältnisse immer noch ungewöhnliche Kombination aus seicht vor sich hin plänkelnden Melodien, harten four-to-the-floor Bassdrums, Dub-Effekten, ruhigen Gitarrenklängen und einem Gesang, der sich angenehm in das gesamte Klangbild einfügt und nicht, wie sonst so oft der Fall, das Geschehen dominiert. Aber sonst? Während Rick Smith und Darren Emerson sich zum Publikum gerichtet hinter einem Mischpult verschanzen, hält sich „Frontmann“ Karl Hyde meist im hinteren Bühnenteil auf, wo er ab und an zur Gitarre, zum Mikrophon oder zum Tambourin greift. Alle drei Unterweltler tragen dabei die gleichen Hemden und Jeans, die sie bereits am Abend beim gemeinsamen Umtrunk in der Hotelbar anhatten, garniert mit jeweils einem fetten Paar Kopfhörern auf den Ohren. Klingt wenig euphorisierend? Ist es aber! Unterteilt in zwei einstündige Sets, führten Underworld vor allem die Songs der neuen CD in einem durchgehenden Mix vor. Als besonders energetisch entpuppten sich dabei nicht nur in zunehmendem Maße die zahlenden Gäste, sondern auch Karl Hyde. Wenn er nicht gerade mit Instrumenten oder Mikrophon beschäftigt war, tanzte er sich im Hintergrund in Ekstase, grinste vor sich hin oder stellte sich mit beiden Armen ausgebreitet an den Bühnenrand, als wolle er die versammelte Energie der Anwesenden in sich aufnehmen.