Ultravox
Die Disco lebt! Und sie ist bunter als je zuvor. Und der Sound! Und das Licht! Ultravox integrierten gleich die Lichttürme zentral in die Bühnendeko, gepflegter Industrielook, schillernd elegant, flackernd, rhythmisch selbstverständlich und atemlos pulsierend. Wohl dem, der in der gestopft vollen Halle einen „Sehplatz“ erwischte und seine Augen im zuckenden Lichtermeer baden konnte.
Andernfalls mußte man sich mit dem eher zweidimensionalen Disco-Erlebnis begnügen, das in seiner klanglichen Perfektion zwar kaum Unterschiede zur flächendeckenden Tanzpalast-Beschallung (oder zur Heimstereo-Anlage) erkennen ließ, aber alles andere wäre hei Ultravox-Musik wohl auch eher irritierend. Midge Ure. Chris Cross und Bill Currie tanzten nicht mit „Tränen in den Augen“, auch wenn das einer ihrer Hits glauben machen wollte, sie tanzten nicht einmal mit Schweiß auf der Stirn. Zu gut organisiert, zu klar und ökonomisch durchstrukturiert fegte ihr Sound-Mechanismus über die Bühne, ein Wunderwerk an Präzision und kantenlos geschliffenem Wohlklang.
Den Schweiß überließen sie in fairer Arbeitsteilung dem von Beginn an heftig enthusiasmierten Publikum, das energisch feierte, die Arme reckte, klatschte und ohne Frage eine gute Zeit hatte. Und die war eh knapp, denn nach einer Stunde ließen sich Ultravox bereits zur ersten Zugabe bitten.
In der cleveren Balance aus traditionellen Rock-Elementen (sehr fetzig stellenweise die Gitarre von Mats Piaessen) und fließenden Synthie-Sounds (Craig Armstrongs Keyboards unterstützten die drei Frontleute effektiv) liegt das Erfolgsrezept von Ultravox: eingängige Melodien, chic (und durchweg ähnlich) verpackt. Gelegentliche akustische Saiiensprünge von Midge Ure sind da lediglich Doppelpunkte vor neuen Soundbrausen. Und wozu für jeweils zehn Sekunden eine leibhaftige braune Fidel hervorgeholt werden muß, kann wohl nur mit dem altmodischen Bedürfnis nach „richtigem “ Virtuosentum erklärt werden.
Von diesen kurzen Reminiszenzen ans Vor-Computer-Zeitalter abgesehen war’s jedenfalls ein rauschender Disco-Abend, bei dem lediglich ein paar verbindende Worte von Peter Illmann fehlten. Ansonsten eins A —– die Platten klingen WIRKLICH nicht besser.