Udo Lindenberg will die Panik ‚rauslassen!


Weil "Orchester" witziger klingt als das so oft vergewaltigte Wörtchen "Band", hat der deutsch singende Ex-Atlantis Drummer Udo sein neuestes Projekt "Lindenberg's Panik-Orchester" getauft.

Gleichzeitig mit dem Start über Deutschlands Rock’n’Roll-Bühnen erscheint in diesen Tagen sein bereits drittes Solo-Album unter dem nach „Waterkant“ riechenden Titel „Alles klar auf der Andrea Doria“. Kurz bevor das Panik-Orchester zum Proben nach Münster/Westf. ausrückte, sprach Musik Express mit Udo in Hamburg:

ALTERNATIVE AUFZIEHEN

ME: Udo, Du willst neuerdings Panik in die deutschen Lande tragen. Wie soll das laufen? Ist nicht sogar ’ne Tänzerin mit von der Partie?

Udo: Da sind zur Zeit noch mehrere Damen im Gespräch .. .

ME: Warum tritt das Panik-Orchester überhaupt mit einem Bühnenact auf?

Udo: Viele Leute erreicht man am leichtesten über die Optik. Gerade im Zusammenhang mit deutschen Texten kann man die ganze Sache ja auch optisch ganz schön ins Publikum ‚rüberkriegen.

ME: Hast Du schon ein richtiges Konzept für das Bühnen-Ding auf die Beine gestellt?

Udo: Auf jeden Fall steht fest, dass ich meine deutschen Songs ‚live‘ bringen will. So viele Leute haben zwar immer noch Vorurteile deutschen Texten gegenüber. Die sagen ‚Ja, ach nee, irgendwie geht das nicht, das gab’s noch nie, irgendwie ist uns das nicht cool genug . . .‘ oder weiß der Teufel, die kommen mit allen möglichen Argumenten. Ich will aber jetzt wirklich ziemlich viele Leute erreichen, weißt Du, nicht nur Mindeftteiten-Sachen will ich machen. Ich will versuchen, ’ne Alternative aufzuziehen.

AUF DER BÜHNE ‚RUMRENNEN

Der Sohn von Al Capone soll dabeisein, dann ein Rocker mit ganz viel Pomade und Leder und schließlich auch ein ganz, ganz schöner ‚Jürgen Marcus‘ – Steffi wahrscheinlich. (Red.: Steffi Stephan = Bassist im Panik-Orchester) Der hat nämlich noch jede Menge Glitzer-Sachen aus der Zeit, als er noch in ’ner Tanz-Combo spielte, bei sich herumliegen. Dann haben wir den Freund aus dem Jenseits, Karl Allaut, (Gitarrist im Panik-Orchester) mit der vornehmen Blässe.

ME: Die Panik-Musiker sind also nicht nur Musiker …

Udo: Richtig. Ich will auch nicht die ganze Zeit hinter’m Schlagzeug sitzen. Momentan versuche ich, einen zweiten Drummer anzutesten. Ein paar Sachen will ich selbst trommeln, aber ich will auch auf der Bühne ‚rumrennen und mit dem Mädchen, der Tänzerin, ein paar Sachen mimen. Bei dem Song ‚Alkoholmädchen‘ fällt sie z.B. auf der Bühne um, sodass ich mich um sie kümmern muss.

VERRÜCKTE GESCHICHTEN

ME: Udo, wie wünscht Du dir dein Publikum? Brauchst Du die ausgeflippten Typen mit ’nem Joint in der Hand, oder brauchst Du Teenager in den besten Jahren, die das Fernseh-Programm abends leid sind und es mal ganz gut finden, wenn das Panik-Orchester in die Stadt kommt …

Udo: Alle Leute, die irgendwie ne Schwäche für verrückte Geschichten haben, sollten uns ‚in action‘ erleben. Jeder möchte nämlich, glaube ich, ganz gerne mal verrückt sein, die Panik ‚rauslassen“ weg von Elterhaus, Beruf und Schule.

ME: Was unterscheidet das ‚Andrea Dorea‘-Album von ‚Daumen Im Wind‘?

Udo: Auf der zweiten LP hatten wir so abstrakte Geschichten wie z.B. in ‚Meer der Träume‘. Damit konnten anscheinend einige Leute gar nichts anfangen. Das neue Album ist wesentlich realitätsbezogener.