Udo Lindenberg
"Ich sing' nicht mehr: 'das ist geil, Alter' oder: 'ich find's ätzend.' Da hat sich einiges geändert, in der Sprache wie in der Musik."
Die Halle des Hamburger Hotels Reichshof wirkt nicht nur gediegen, sie wirkt nobel. Die schwarzen Anzüge des Personals passen vortrefflich zur wuchtigen Inneneinrichtung, die von alten Überseedampfern übernommen wurde. Gar nicht in diese Kulisse paßt ein langhaariger Herr, der abends um 10 Uhr und auf die Minute pünktlich — durch die riesige Drehtür schlurft. Schiebermütze, Nadelstreifen-Jackett, T-Shirt, Krawatte auf Halbmast, hautenge schwarze Lederhose und Schnürstiefel. „Hallo Udo“, begrüßt ihn der ansonsten vornehm reservierte Empfangschef fast überschwenglich. Erstmal ein Exemplar des neuen Albums Feuerland signiert, dann geht’s in die hinterste Ecke der Hotelbar, wo sich Udo Lindenberg (41) nach einem anstrengenden Tag im Studio mit zwei doppelten Espressos fürs Interview in Form bringt. Bevor er anderthalb Stunden und eine halbe Schachtel HB später auf Campari Soda umsteigt, äußert sich Udo Lindenberg ruhig und wohlbedacht über „Honey“ Honecker und die DDR. Über Deutsche und deutsche Musik, über Grüne und SPD, Kritiker und Fans — und über Sex mit Gummi.
ME/SOUNDS: Honecker, Schalmei, Lederjacke, Gitarre …Was soll das alles?
UDO: „Das soll mehr Bands über die Grenzen bringen. Das soll bald eine Panik-Tour bringen; und jetzt haben wir auch ganz gute Aussichten, nachdem Honecker mich in die DDR eingeladen hat. Drei Jahre lang war nur das große Schweigen, aber jetzt ist der Dialog in Gang gekommen.“
ME/SOUNDS: Also zunächst mal ein musikalisches Anliegen…
UDO: „Beides, ein musikalisches und ein politisches. Ich glaube, wenn Bands hin und her fahren — und nicht nur Musiker, sondern auch Menschen, Künstler, Filmemacher, Literaten, Schreiber und so — dann entsteht mehr Bewußtsein für das, was wir alles gemeinsam machen können. Auch im friedenspolitischen Kontext ist es ganz wichtig, daß Freundbilder entwickelt werden, statt der Feindbilder, die es lange Zeit gegeben hat. So wie wir jetzt in Moskau und Leningrad mal was mit Ala Pugatschowa gemacht oder Moskauer und Leningrader Bands getroffen haben, haben wir auch die Absicht, Bands aus der Sowjetunion zu Konzerten hier in die Bundesrepublik einzuladen.“
ME/SOUNDS: Ein Lied wie „Der Generalsekretär“ sagt ja an sich nichts Neues, formuliert keine Forderungen oder Vorschläge…
UDO: „Es fordert, daß die Mauer weg muß, so schnell wie möglich. Das ist in der DDR nach wie vor ein Tabu. Aber ansonsten ist das kein besonders .wichtiges‘ Lied, glaube ich, sondern eine Geste freundschaftlicher Verbundenheit, die wir dem Honecker zukommen lassen.“
ME/SOUNDS: Der Spiegel hat dich für deine Aktion beim Honecker-Besuch fürchterlich angepinkelt…
UDO: „Das war nicht der Spiegel, sondern das war ein Mensch, der heißt Arnd Schirmer. (Lau!
Schirmer stammt der Artikel nicht aus seiner Feder!
— Red.) Aus meiner Sicht ist er ein Wanderer in der Finsternis, einer, der von der Erleuchtung noch ganz weit entfernt ist. Er hat einfach polemisch irgendwas runtergeschmiert, was ich nicht ernst nehmen kann, und was viele Leute nicht ernst nehmen. Was mich gewundert hat, ist die Uninformiertheit des Schreibers über meine friedenspolitischen Bemühungen: Daß er schreibt, ich verbände meine politische Arbeit mit monetären Interessen, finde ich absolut disqualifizierend.“
ME/SOUNDS: Inzwischen haben sich auch noch andere Feuilletonisten auf dich eingeschossen: Da fällt immer wieder der Begriff „peinlich“, da ist vom Rock-Opa mit seinem veralteten Jargon die Rede…
UDO: „Für viele Feuilletonisten ist der modische Aspekt ein ganz wichtiger. Manche von denen sind ja auch schon ein bißchen älter, wollen aber unter allen Umständen noch ganz vorne mit dazugehören, wollen unbedingt zur Firma Avantgarde gehören, was auch immer das nun ist, Jemand, der schon immer dabei ist — Lindenberg seit 15 Jahren — ist für manche eben ein alter Hut. Obwohl ich stets neue Hüte trage … Wenn sich so Schreiber hauptsächlich nach dem orientieren, was jetzt gerade avantgardistisch scheint und modisch irgendwie „in“ ist, dann sind sie natürlich sowieso schonmal disqualifiziert. Wenn die sagen, bei mir entwickelt sich auch sprachlich nix Neues, dann sind die für mich einfach schlecht informiert, dann kennen die meine Platten gar nicht. Ich sing ja mittlerweile nicht mehr ,das ist geil Alter‘ und ,ich find’s so tierisch anätzend‘ und irgendwie … da hat sich ja nun schon einiges geändert, in der Sprache wie auch in der Musik. Aber ich nehme Feuilleton-Schreiber nicht besonders ernst.“
ME/SOUNDS: Und andere Medien: Hörst du Radio, siehst du fern?
UDO: „Ab und zu, ich bin Wenig-Gucker, nur das Nötigste, wenn mich irgendwas interessiert. Radio: kaum noch. Weil ich’s unerträglich finde, daß fast nur noch englischsprachige Sachen laufen. Das führt zu einem Sprach- und Kulturverlust, den ich ziemlich enttäuschend finde. Wenn die Medienmenschen all die apolitischen, ami/englischen Bands featuren, dann tun sie — ob sie wollen oder nicht — der Regierung hier einen großen Gefallen und sind in diesem Sinne überaus reaktionär tätig. Sie machen die Opposition immer kleiner.“
ME/SOUNDS: Wer ist schuld, daß es so wenig Deutsches gibt? Die Musiker, die Plattenfirmen, die Medien?
UDO: „Die Plattenfirmen denken: ,Wenn wir nur das vertreiben, was weltweit sowieso läuft, dann können wir keine großen Fehler machen.‘ Und in den Sendern sitzen sehr viele Leute, die sich überlegen: ,Wie kommen wir auf den kleinsten gemeinsamen Nenner?‘ Das ist dann meistens die weltweite Hitparade, die Top 40 rauf und runter. .Jeder Depp muß unser Programm gut finden, also spielen wir nur die Hits und nix Neues, nix Kesses,
nichts Gewagtes.‘ Viele Radioleute spielen keine deutschsprachigen Sachen mehr, weil da Texte laufen, die anecken könnten. Viele haben reichlich die Schere im Kopf, die sagen: ‚Am besten macht man da kein Palaver, sonst ist man seinen Job los.‘ Die Leute, die Deutschsprachiges machen, müssen wahrscheinlich einfach locker, lustig weiterarbeiten und darauf hoffen, daß ihnen irgendwann formal total neue Dinger gelingen, die ein breites Publikum wieder antörnen. Viele spielen zu sehr nach „Oben das Hütchen, unten das Tütchen. Ich bin konsequent, wenn es zum Äußersten kommt, was nicht so oft ist. Meinen schlechten Ruf kann ich gar nicht einholen.“
und bemühen sich über die Sprache hinaus zu wenig um die Entwicklung von eigenen Dingern.“
ME/SOUNDS: Es mangelt auch seitens der Bands an Risikobereitschaft?
UDO: „Deswegen haben ja auch viele schon aufgegeben und machen gar nicht mehr deutsch.“
ME/SOUNDS: Hast du schon mal Angebote aus der Werbung bekommen?
UDO: „Klar: Große Sachen, Bausparen, und so, lange Asche… Hab ich aber nicht gemacht.“
ME/SOUNDS: Reich bist du trotzdem.
UDO: „Ja. Und zwar gerne. Hab ich auch immer angestrebt. Das war zwar nicht das höchste Anliegen, aber nebenbei hab ich — als Junge, der aus ganz schlichten Verhältnissen kommt — es auch attraktiv gefunden, irgendwann an die ganz lange Asche ranzukommen. Und wenn’s die gibt, dann überweis ich die auch nicht zurück, sondern tu sie mir in die Tasche. Teile der Kohle leite ich weiter, an alle möglichen Initiativen und Gruppen, die Hilfe ^ brauchen: Greenpeace, amnesty international, P Drittwelt-Gruppen, Hungerhilfe, da gibt’s viele, die ich unterstütze.“
ME/SOUNDS: Für die große Liebe, für die „Fraufür’s Leben“ bleibt dir kaum Zeit, obwohl es auf Feuerland manchmal so klingt, als sollte jetzt verschärft nach ihr gesucht werden.
UDO: „Ich hab sehr intensive Freundschaften mit Frauen. Auch mit Männern — ich fühl mich also nicht allein oder so. Zur Herstellung der 13 Lindenzwerge tu ich mich vielleicht irgendwann mal mit einer Frau zusammen, aber noch ist sie nicht gekommen.“
ME/SOUNDS: „Da kommt wieder der Lindenberg und will ’ne langhaarige Blondine abschleppen“, heißt es, wenn du in München ins ,Parkcafe‘ kommst…
UDO: „Naja, sagen wir mal so: Die Lindenberg-Betriebe sind sehr kundendienstfreundlich, und da macht’s der Chef gelegentlich auch noch persönlich. Wir suchen ja eigentlich mehr den intellektuellen als den sexuellen Austausch. Das Ge-
spräch mit den geläuterten Menschen, mit an Literatur interessierten Menschen — auch weiblichen Geschlechts — suchen wir natürlich stets und ständig. Und wenn’s gelegentlich zum Äußersten kommt, dann sind wir natürlich nicht so pingelig“
ME/SOUNDS: Aber wir nehmen inzwischen den Gummi. „98 Lustballons“ — auch in Udo Lindenbergs Bett?
UDO: „Oben das Hütchen, unten das Tütchen. Das ist ja klar. Ich habe neulich mit dem Aids-Bischof von Köln gesprochen und der hat mir auch geraten: ‚Nehmen Sie nur noch das Hütchen, äh, beziehungsweise nur das Tütchen.‘ Wie ich dann ja auch auf der letzten Platte gesagt und gesungen habe.“
ME/SOUNDS: Verändert es das Liebesleben?
UDO: „Ja, schon, klar. Ich bin da sehr konsequent, wenn es mal zum Äußersten kommt, was ja auch nicht so oft ist. Ich habe einen so schlechten Ruf, den kann ich überhaupt nicht mehr einholen.“
ME/SOUNDS: Was geht dir durch den Kopf, wenn du heute in die Gegend kommst, wo du groß geworden bist?
UDO: „Daß ich das bescheidene Leben immer noch nicht abkann: dieses Sich-Arrangieren mit den reduzierten Möglichkeiten so kleiner Städte wie Gronau. Da haben sie mir mit 12, 13 schon gesagt, welchen Beruf ich unbedingt lernen sollte: Es ist alles vorbereitet für Sie, bitte fahren Sie daund-da lang, die Straße Ihres Lebens ist fertig asphaltiert, genau beschildert, und mit Bescheidenheit kommt man weiter … Da habe ich mir gedacht: ,Das ist alles Quatsch.‘ Mein Leben muß Abenteuer sein, ich muß über den Rand schreiben und ich möchte in meinem Leben einfach Sachen kennenlernen, die die nur in verzerrter Weise aus den Medien kennen. So richtig studieren: Ich möchte die Welten studieren, die Kunst studieren, ich möchte die Weisheit des weltweiten Proletariats rauskriegen, ich möchte die Intellektuellen oder die Halb-Intellektuellen entlarven … Ich möchte wie eine Art Detektiv leben und einfach rauskriegen, was es denn sonst noch gibt, außer dem Langweiler-Leben, das man mir damals angeboten hat. Ich hatte keinen Bock auf diese Art von Leben: Da ist die Kirche, da ist Verlobung, da ist der Friedhof gleich nebenan. Und da ist der Supermarkt und da ist die Kneipe, wo sie sich den Frust runtersaufen, und zu Hause ist die Frau, die meistens auch ’ne Menge Streß hat und jede Menge Frust in der Tasche. Der große Blues. Und die große, weite Welt findet nur einmal die Woche im Kino statt. Aber wie komm ich raus, aus so ‚m Kaff? Das kann ich nur als Erfinder, so Daniel Düsentrieb-mäßig, oder Boxer oder Fußballer oder Popstar. Ich mein, so viele Möglichkeiten gibt’s da gar nicht, hab ich damals gedacht…“
ME/SOUNDS:… und später hat dir deine Wahl zu schaffen gemacht.
UDO: „1979 war ich auf dem Zenith meiner Trinker-Karriere, da war ich hauptberuflich Schnaps-Experte und Student der Alkoholwissenschaften, Acht-Sterne-Meister im einarmigen Reißen der Cognac-Liga. Ich bin ja immer schon ein neugieriger Student gewesen, in allen möglichen Bereichen des Lebens. Früher fand ich den Job auch streckenweise sehr strapaziös und hab mich deshalb ’n bißchen zugemacht, mich ein bißchen de-sensibilisiert. Außerdem mußte ständig gefeiert werden, und ich wußte damals noch nicht, wie das a geht, feiern ohne Saufen. Ich mußte damals immer * den Erfolg feiern und die Band feiern und alles 2 feiern. Es wurde immer gefeiert, bis es einfach nicht mehr ging. Ich hab das Zeug nicht mehr reingekriegt, Überdosis. Dann habe ich ein paar Jahre aufgehört und jetzt trinke ich … ein bißchen. So leichte Prickelwässerchen, aber nur das Nötigste, nicht besonders viel.“
ME/SOUNDS: Es nicht mehr reinkriegen ist eine Sache, das Entzugs-Loch zu füllen eine andere …
UDO: „Ich habe mir ein Baumhaus gebaut, mich da ein paar Wochen reingesetzt und gedacht.
„Ich bin von der Firma El Schnello und manchmal versucht zu resignieren. Ich füh- le mich verpflichtet, das Vermächtnis der großen Humanisten weiterzuführen.“
Vorgedacht und nachgedacht. Und dann ein paar Sachen in meinem Leben geändert: Ich habe nicht mehr alles gemacht, war für die sogenannte Basis nur noch bedingt verfügbar und war nicht mehr der V.E.B.-Udo, der stets für jeden in jeder Situation immer dazusein hatte. Ich bin zwar immer noch erreichbar, aber ich veräußere mich nicht mehr rund um die Uhr.“
ME/SOUNDS: Kannst du dir vorstellen, irgendwann in die wirklich harte Politik zu gehen?
UDO: „Jedenfalls jetzt noch nicht. Ich bin ja noch ein ganz junges Talent, ich mach auch gerne Musik, fahr gerne mit ’ner Band rum und bastle gern an Inszenierungen; eine ganz vielfältige Art von Kulturarbeit. Politik machen, konkreter, das könnte ich mir schon vorstellen, das will ich auch nicht ausschließen für mich, aber da brauch ich dann doch noch ’n bißchen Zeit. Vielleicht in etwa zehn Jahren Bundespräsident: Das wäre ein Job, der für mich, glaube ich, sehr gut wäre. Manchmal fällt es mir schwer, optimistisch zu bleiben, manchmal dauern mir Sachen einfach zu lange. Ich bin von der Firma El Schnello, ich bin ein sehr ungeduldiger Mensch und machmal versucht zu resignieren. Aber das mache ich nicht, weil das hieße ja Kapitulation. Ich fühle mich verpflichtet, ein Vermächtnis weiterzuverfolgen von Leuten wie Hermann Hesse, Martin Luther King, den großen Humanisten… Das will ich weitermachen, das werde ich auch weitermachen, da bin ich radikal entschlossen.“
Grundstimmung zuversichtlich?
UDO: „Optimismus ist ein Gesetz, weil: Aufzugeben ist nicht akzeptabel für mich, auch wenn’s noch so schwerfällt. Und manchmal fällt’s echt schwer. Als ich nach unserem Beitrag zu Live Aid im Namen der westdeutschen Band gesprochen hab, und das hier bei vielen Medien-Menschen unheimlich schräg rüberkam, da hab ich gedacht: ,Du kommst überhaupt nicht weiter. Das kann man sich doch gar nicht vorstellen, daß die sowas von bescheuert sind.‘ Da waren auch die anderen von der Band einigermaßen entsetzt. Das sind dann so Momente von Zweifel, wo ich denke: ,Das kannst du alles vergessen.‘ Aber es muß weitergehen. Und es wird weitergehen, Es gibt keine Alternative. Es gibt auch zum Frieden keine Alternative.“
ME/SOUNDS: Was läßt die Zweifel am häufigsten auftreten?
UDO: „Daß viele Leute so träge sind und die Friedensbewegung in den letzten Jahren so schlapp geworden ist, finde ich sehr enttäuschend. Ich habe mich sehr geärgert darüber, das hat mich sehr traurig, aber auch sehr zornig gemacht.“
ME/SOUNDS: Wer oder was hat die Friedensbewegung schlapp gemacht?
UDO: „Viele Leute haben gedacht: Wir haben jetzt eine Partei, die Grünen, die kümmern sich im Bundetag darum, und deshalb müssen wir auf den Straßen nicht mehr soviel tun. Das ist aus meiner Sicht ein Fehler, weil es auf der Straße weitergehen muß. Eine Partei allein kann das nicht machen.“
ME/SOUNDS: Mit der sieht’s ja im Moment auch nicht so doll aus.
UDO: „Ja, das ist schwierig, weil zuviele Leute in der Partei für einen Flügel den Alleinvertretungsanspruch stellen. Sie wissen nicht, daß so eine Partei einfach beide Fraktionen braucht, und daß die miteinander korrespondieren müsssen, genauso wie Seele und Kopp miteinander korrespondieren müssen. Es muß Realos und es muß Fundis geben; es muß auch Krummis geben, es muß auch Leute geben, die dazu in der Lage sind, die Programme der Grünen in sehr attraktiver Form an die Leute ranzubringen. Auch an die Leute, die mit Politik gar nicht so viel am Kopp haben, die mit so ’nem Typ wie Kohl irgendwie immer noch ganz zufrieden sind. Da muß man eben schon ein bißchen schlauer, ein bißchen weiter denkend rangehen. Im Moment palavern die sich da wirklich in Grund und Boden. Eine große Chance, die möglicherweise in den Sand geritten wird.“
ME/SOUNDS: Können die Grünen die Hoffnungen noch rechtfertigen, die in sie gesetzt wurden?
UDO: „Auch da bin ich optimistisch. Ich glaube, daß die Grünen und alle, die sich diesen Ideen verpflichtet fühlen, begreifen werden, daß so eine Möglichkeit nicht vertan werden darf. Wir dürfen das nicht den alten Parteien überlassen, die immer die Scheiße bauen. Obwohl es da bei der SPD ein paar ganz gute Ansätze gibt…“
ME/SOUNDS: Sollten die Grünen also Bündnisse mit den großen Parteien in Erwägung ziehen?
UDO: „Mhm. Die Sache ist doch schlicht und einfach so, finde ich: Wenn uns hier was nicht paßt, und wir wollen das ändern, und es geht nicht über die Straße, sondern es geht nur über die Hebel in den Parlamenten, dann müsssen wir an die Hebel ran. Dann muß man eben in die Regierung rein und kämpfen.“
ME/SOUNDS: Du lebst im Hotel, hast du eigentlich noch genug Kontakt zum normalen Leben, zu deinem Publikum?
UDO: „Man kann mich jederzeit erreichen. Ich wohne seit fünf Jahren fast nur noch in Hotels — in München, Hamburg, Berlin — aber da wird jeder durchgestellt. Es rufen oft Leute an, und wenn ich Muße habe, dann rede ich auch ganz ausführlich mit denen. Manchmal treffen wir uns, die erzählen mir einen, ich erzähle ihnen einen … da lege ich auch Wert drauf.“