Tuba Lenzen


Daß demnächst in Haindlig der Belagerungszustand ausgerufen werde, weil Fan-Touristen den Dorffrieden stören, dementiert derjenige heftig, dem der kleine bayrische Ort seine Popularität zu verdanken hat: Hans-Jürgen Buchner, Töpfermeister und Popstar. Nur die Ortsschilder sind nächtens schonmal verschwunden, aber alles andere seien Erfindungen mißgünstiger Journalisten, die er zuhause nicht reinläßt, und die ihm dann verschrobene Weltferne andichten.

Daß sich aber sein Erfolg nicht auf exotisches Ambiente gründet, dessen ist er sich sicher: „Ich mach‘ ja gute Musik. Und wenn dann einer vom Fernsehen daherkommt und mich in eine Kulisse mit Seppelhüten und Biergarten packen will, merkt er ganz schnell, daß sowas nicht läuft.“

Paßt ja auch wirklich nicht, vor allem nicht zur neuen LP; auf einigen Titeln zuckt’s so richtig: Haindling goes Dancefloor… Spinn ist nicht nur nach Buchners Meinung das Beste, was aus dem Hause Haindling bisher zu hören war: “ Die Lieder sind mir ganz leicht eingefallen. Sie sind recht einfach, dadurch wirken sie perfekt. Ja, was soll ich da noch mehr sagen?“

Ein aalglatter Rhetoriker vor dem Interview-Mikrofon ist er beileibe nicht; dafür glaubt man jedes Wort, das ihm über die Lippen kommt. Das gilt erst recht, wenn er auf die Bühne geht. Instinktiv wissen die Leute, daß da oben einer steht, der es ernst meint.

Nein, nicht einer, sondern sechs, denn nur via Vinyl ist Haindling ein Soloprojekt. Als die zweite LP Stilles Potpourri gerade erschienen war und sich mit „Lang scho nimmer gsehn“ der erste Hit abzeichnete, gab Buchner eine Kleinanzeige auf: „Multi-Instrumentalisten gesucht“ bayrisches Gebläse war ebenso gefragt wie solides Rock-Fundament. Und mit diesen fünf jungen Herren — einer ist erst halb so alt wie Buchner selbst – geht’s nun regelmäßig auf kurze, aber heftige Tourneen.

Leise Töne am Klavier gibt’s zwar auch, aber wenn die sechs zur „Meuterei“ rufen, schreien alle mit. „Spätestens morgen bereut ihr’s, wenn ihr nicht mitmacht!“ ruft der Buchner ihnen zu. Musik als Therapie, bloß billiger und mit mehr Spaß – so versteht er seine Konzerte. Im November und Dezember ist auch außerhalb des bayrischen Freistaates wieder mit heftigsten Turbulenzen zu rechnen.