„Transformers 5“-Kritik: Die Taschenuhr, die Adolf Hitler getötet hat
Ein Roboter prügelt Fische zu Tode, eine faustgroße Uhr beendet den Zweiten Weltkrieg. „Transformers: The Last Knight“ ist publikumsverachtendes Kino, das trotzdem wieder zum Megaerfolg wird.
Die „Transformers“-Reihe komplett schlecht zu reden, wäre falsch und ein bisschen unfair. Immerhin hatte der erste Film 2007 eine spürbare, kindliche Lust an den kunstvollen Verwandlungen von Autos zu Robotern, im dritten Film (2011) durfte man zumindest noch davon beeindruckt sein, mit welchem Aufwand Michael Bay die Zerstörung Chicagos in Szene setzt. Inklusive gigantischem Wurm, der ein Hochaus in zwei Stücke reißt. Außerdem machte die Reihe Shia LaBeouf zum Star. Und dieser lebt von den Transformers-Millionen ein irres Leben, das wir nur zu gern verfolgen – und dreht dazu noch sensationelle Indie-Filme.
Mehr Positives gibt es über die mittlerweile fünf „Transformers“-Filme aber nicht mehr zu sagen. Die circa 15 Stunden, die Michael Bay mit viel Geld und einem logisch nicht mehr nachvollziehbaren Erfolg gedreht hat, sind größtenteils publikumsverachtende Machwerke. Und ein endloser Kampf zwischen Kritiker und Bay, der diesen mit jedem Film aufs Neue gewinnt. Alle Argumente, jede subjektive oder objektive Herangehensweise in langen Texten scheitern: Millionen, viele Millionen Zuschauer werden sich auch „Transformers: The Last Knight“ anschauen, da werden alle Kritiken und User-Kommentare in Foren und auf Facebook von enttäuschten Zuschauern wieder verpuffen.
Gefühlt 200 Autoren am Drehbuch
Wie warnt man also vor einem Film, der absolut resistent gegen Kritik und Warnungen zu sein scheint? Eine neue Taktik muss her. Die Verschriftlichung von zwei Minuten zu Beginn des dritten Aktes von „Transformers: The Last Knight“ helfen vielleicht zu erkennen, was für einen bizarren Film Michael Bay hier anbietet:
Mark Wahlberg steckt gemeinsam mit einer Oxford-Professorin, die aussieht wie ein Klon von Megan Fox, in einem kleinen U-Boot. Sie sind auf dem Weg zum Grund des Meeres, dort muss der Stab des Zauberers Merlin gefunden werden, mit dem ein Roboter-Drache kontrolliert werden kann. Die beiden wundern sich: Ihr Begleiter, ein Transformer, der offensichtlich an C-3PO angelehnt ist, hat sich gerade wie ein Torpedo aus dem U-Boot geschossen. Mark Wahlberg zieht sein Shirt aus, ein Roboterwesen krabbelt von seinem Arm in seinen Schritt, was seine Begleitung ziemlich heiß macht. Da ist der Roboter wieder da: Er hat zwei riesige Fische in den Händen, schlägt sie auf den Boden und tritt sie zu Tode. Warum? Weil er nun ein romantisches Dinner für das zukünftige Liebespaar zubereiten wird. Immerhin ist der Roboter Brite.
Währenddessen ist Sir Anthony Hopkins in London, Adresse: 10 Downing Street. Er möchte den Premierminister besuchen, ihn um Hilfe im Kampf gegen fiese Transformers bitten. Die Polizei lässt ihn nicht zur Vordertür herein, also wählt Hopkins einen geheimen Eingang und landet direkt im Büro des Premier. Als dieser ihn rausschmeißen will, hält Hopkins eine faustgroße Uhr in die Höhe, aus der kleine Metallärmchen hervorragen. Der Premier hört Hopkins endlich zu, die Security-Leute halten inne. Denn sie wissen, was auch der Zuschauer weiß: Diese Uhr hat den Zweiten Weltkrieg beendet, diese Uhr hat Adolf Hitler höchstpersönlich getötet.
Diese zwei Szenen folgen direkt nacheinander und bilden die Essenz des aktuellen Transformers-Films. Michael Bay hat ein gigantisches Budget dafür verwendet, um Geschichte ins Lächerliche umzuschreiben, sexuell aufgeladene Nonsens-Dialoge und krude Gewaltfantasien auf die Leinwand zu bringen. In einem Film, dem nichts zu peinlich ist, dessen Handlung nicht zu folgen ist. Der offiziell drei Drehbuchautoren listet, sich aber anfühlt, als wäre er auf einem Junggesellenabschied mit 200 Teilnehmer geschrieben worden. Die meisten Szenen könnte man beliebig herausschneiden, die Handlung würde sich nicht verändern.
Ist das überhaupt ein Film?
Man kann diesen Film als Kunstfilm verklären, so wie es mit der „Fast & Furious“-Reihe mittlerweile geschieht. Sollte man aber nicht, weil in diesen verfilmte Wirren nicht eine einzige Szene von gewisser Qualität steckt. Die historischen Bezüge, die Sets, die Darsteller, selbst die Actionszenen und Effekte: Alles wird mit einer Gleichgültigkeit zusammengeschustert, die nichts weiter ist als erschreckend. 2007 galt die Transformers-Reihe als „Popcorn-Kino“ oder „No Brainer“, die beliebtesten Argumente für übertriebenes Bombast-Kino. Nun hat Michael Bay es aber endgültig übertrieben und etwas zusammengeschustert, was nicht einmal mehr ein Film ist. Nur noch ein großer, finanziell lukrativer Schlag ins Gesicht von Leuten, die sich trotzdem hinsetzen und einen langen Text dazu schreiben.
Und er wird wieder damit durchkommen, garantiert. Und sogar mit der sehr langsamen und deshalb leicht pädophilen Kamerafahrt über die Beine der im Film 14-jährigen Figur Izabelle, die Bay erst von allen Seiten ausleuchtet und dann für 90 Minuten nicht mehr zeigt, weil ihm Menschen und deren Dialoge sowieso egal sind. Irgendwie steht am Ende von „Transformers: The Last Knight“ dann doch das beruhigende Gefühl, dass es jemanden gibt, der den Film noch mehr verachtet als man selbst. Und diese Person saß paradoxerweise auf dem Regiestuhl. [facebooklikebox titletext=’Ihr mögt unsere Reviews? Dann folgt uns gern bei Facebook‘]