Tootsie


Hauptdarsteller Dustin Hoffman‘ wollte eigentlich einen Film machen als Hommage an den Schauspieler- nach Art von Marcel Carnes Klassiker „Kinder des Olymp“. Damit stand er gegen die Interessen von Regisseur Sydney Pollack. Der 49jährige Amerikaner wollte mit seinem 13. Flm eine „zarte Liebesgeschichte“ darüber machen, wie man in Frauenkleidern zum besseren Mann wird. „Tootsie ist die Geschichte eines Mannes, der einen Rock anzieht und dadurch zu einem besseren Mann wird“, so Pollacks Idee.

Ärger, Streß, Knatsch und endlose Auseinandersetzungen zwischen Hoffman und Pollack würzten die Dreharbeiten. Der Perfektionist strampelte gegen den Willensstärken Regisseur und zog den kürzeren: Das 20-Millionen-Dollar-Projekt wurde als amüsante Komödie mit durchaus ernsthaften Momenten und Gedanken gefilmt. Keine Fummel-Klamotte à la „Charley’s Tante“, kein total ausgewrungener Transvestiten-Ulk, sondern ein bemerkenswerter Kino-Film „über das spannende Thema, Mensch zu sein, weiblichen wie männlichen Geschlechts.“ Dustin Hoffman, mehr und mehr ein amerikanischer Nachfahre von unserem Heinz Rühmann, spielt den talentierten Schauspieler Michael Dorsey. In seinen New Yorker Kollegenund Freundeskreisen ist er seit Jahren als brillanter Darsteller anerkannt.

Doch der unerbittliche Konkurrenzkampf in der Show-Branche verschont auch ihn nicht. Für ein Engagement, eine Rolle muß er hart kämpfen und zum Überleben zwischenzeitlich sogar als Kellner jobben. „Sie haben keinen Namen!“, blafft ihn sein Manager (Sydney Pollack) an.

In seiner Wut faßt Michael Dorsey einen verrückten Entschluß, der ihm aber eine glanzvolle Karriere eröffnet: Er zwängt sich in Korsett, Frauenkleider und Seidenstrümpfe, legt perfekt Make-Up auf, schlüpft unter eine Perücke und wird Dorothy Michaels.

Auf der Stelle erhält die selbstbewußte Dorothy die Hauptrolle m einer populären Fernsehsene und wird zur „Heldin der Nation“.

Doch damit geht der Ärger erst los. Die Frauen-Rolle beschert Michael Dorsey Probleme – mit sich selbst und in seinem Privat- und Sex-Leben. Eine turbulente Verkleidungs- und Verwechslungs-Komödie rollt vorbei.

Dank Dustin Hoffmans feinfühlig-charmantem Rollen-Tausch und Sydney Pollacks ausgezeichneter Regie gleitet „Tootsie“ in keiner Szene ins Milieu der derb-dreisten Lach-Possen ab. „Tootsie“ ist lustig, amüsant, ernsthaft, engagiert, weniger grotesk als vielmehr absurd. Keine Stimulanz für billige Lacher!