Ton Spion


„Nur blutige Anfänger glauben noch, daß man Werbung und Markeking für die eigene Platte besten Gewissens den Bürokraten der Plattenfirma überlassen soll.“ Jarzie B, dreadgelockter Mastermind des Londoner Dance-Projektes Soul II Soul, hat gut schimpfen. Als Boß des Unternehmens „Funki Dreds“ hält er alle Fäden in der Hand: Er leitet Produktion, Optik, Dance-Clubs, Merchandising-Läden bis hin zum demnächst in britischen Kinos anlaufenden Soul II Soul-Comic-Film. Kein Wunder, daß er und sein Partner Nellee Hooper mit der eigenen Firmenmacht im Rücken es sich auch erlauben kann, extrem eigenbrötlerische Tanzmusik zu produzieren. Erfrischend hebt sich denn auch der Longplayer-Erstling CLUB CLASSICS VOL. ONE von dem House-Mittelmaß ab: tänzelnde Grooves, ein Schuß Deep House und durchgängig relaxte Arrangements aus der Soul-Klassik von Curtis Mayfield und Sly & The Family Stone.

Die Geschwister Timmins bringen das neu-aufkeimende Folk-Fieber auf den Punkt. Handgemachte Musik zum Selbstkostenpreis: ganze 250 Dollar hat ihr Debüt-Werk THE TRINITY SESSIONS gekostet. Eine Kirche in Toronto war ihr Studio für die live eingespielte LP der Cowboy Junkies. „Eigentlich sind wir da nur wegen der Akustik reingegangen, aber während des Spiels hat sich wirklich ein Gefühl von Ruhe und Frieden eingestellt“, schwärmt Michael Timmins, Gitarrist und Kopf des leisen Quartetts. Muß was Wahres dran sein, die Stimme seiner Schwester Margo schwirrt engelsgleich über den filigranen Blues-Klängen. Musik, die jedes laute Wort verbietet. „Wirklich schöne Lieder sind meistens traurig“, Mark Timmins Kompositionen machen jede Depression zum Genuß. Zuhören und mitleiden läßt sich im Juli auch live auf deutschen Bühnen, (mw)