Ton Spion


In der schäbigen Garderobe des „Powerhouse“ in London zieht’s wie Hechtsuppe. Die Musiker sind nach einem umjubelten Gig schweißgebadet und somit erstklassige Anwärter auf eine zünftige Lungenentzündung. Dennoch sind die Blue Aeroplanes in mehr als nur guter Hoffnung, denn die blauen Flieger aus Bristol befinden sich mit ihrem hochoktanigen Gemisch aus Gitarrenrock und treibendem Wave-Beat unaufhaltsam im Steigflug. Gerard Langley, stets dunkel bebrillter Sänger und Chefpilot der Aeroplanes, verweist nicht ohne Stolz auf den Ruf, den seine Crew im heimischen Südengland genießt: „Ob du’s glaubst oder nicht, zu Hause nennen sie uns schon die Traveling Wilburys von Bristol.“ Um die Concorde von Dylan. Petty und Harrison auch chartmäßig einzuholen, gibt der Siebensitzer aus dem Vereinigten Königreich mit dem Album SWAGGER jetzt kräftig Schub. Ende April düsen die Blue Aeroplanes nebst Tänzer Wotjek Dmochowski auch für vier Konzerte nach Deutschland.

„Was wollt ihr hören – langsame oder schnelle Songs“, fragt Bap, Sänger der irischen Band Energy Orchard zu Beginn eines jeden Konzertes sein Publikum. Eigentlich schade, denn gerade die von den Kids natürlich nicht gewünschten Balloden, zumeist lyrische Songs in keltischer Strenge, haben den sechs Schulfreunden aus Belfast/Nordirland mehr als nur einen weltweiten Plattenvertrag für ihr Album-Debüt BELFAST eingebracht: Die Band wird in England schon als „die neuen U2“ gehandelt. Ein Vergleich, dem sich Energy Orchard nicht stellen muß, denn der irische Sixpack geht mit beinharten Rock-Gitarren an den Start und Sänger Bap sieht eher aus wie Shane McGowan mit besseren Zähnen, denn wie der große Prediger aus Dublin. Ein britischer Journalist nannte die sechs Iren „Hothouse Flowers mit Eiern unten dran‘. Das zumindest stimmt – sogar ein ganzes Dutzend.